Arbeitsmarktentwicklung in Ostbelgien - Zweites Quartal 2023

Der Bericht zur aktuellen Entwicklung des Arbeitsmarkts im zweiten Quartal 2023 enthält Informationen zu den Arbeitslosenzahlen in Ostbelgien, sowie den Stellenangeboten, die dem Arbeitsamt gemeldet wurden.

Arbeitslosenzahl nur noch wenig höher als im Vorjahr

Zum Ende des zweiten Quartals 2023 liegt die Zahl der Vollarbeitslosen in der Deutschsprachigen Gemeinschaft bei 2.092 Personen. Dies entspricht einer Arbeitslosenrate von 5,6%.

Die Arbeitslosenrate der Frauen ist mit 5,8% nur noch wenig höher als diejenige der Männer mit 5,4%. Im Kanton Eupen ist die Arbeitslosenrate mit 7,5% nach wie vor deutlich höher als im Süden der Deutschsprachigen Gemeinschaft, der mit einer Rate von 2,6% nahezu Vollbeschäftigung kennt.

Im Vergleich zum zweiten Quartal des Jahres 2022 ist die Arbeitslosenzahl in der Deutschsprachigen Gemeinschaft zwar im Schnitt um rund +1,3% (oder 27 Personen) angestiegen, aber im Juni liegt die Zahl der Arbeitslosen zum ersten Mal seit einem Jahr wieder unter dem Vorjahreswert. Der Hauptgrund des bisherigen Anstiegs während des letzten Jahres liegt in der Eintragung der ukrainischen Flüchtlinge, die sich seit Mai letzten Jahres arbeitsuchend melden können. Derzeit handelt es sich noch um rund 100 Personen.

Nur knapp 60% der Arbeitslosen beziehen Arbeitslosengeld. Etwa 19% werden von einem ÖSHZ unterstützt (zuzüglich eines Teils der Ukraine-Flüchtlinge) und knapp 6% sind Schulabgänger, die noch kein Anrecht auf Unterstützung haben.

Der größte Teil der Arbeitslosen in Ostbelgien, nämlich rund 38%, sind älter als 50 Jahre. Danach kommen die 30-39-Jährigen mit einem 21%-Anteil und die 40-49-Jährigen mit 20%. Der Anteil der jugendlichen Arbeitslosen sinkt seit Jahren und erreicht auch im Juni 2023 nur 11%. Im Sommer ist wieder mit einem Anstieg bei den Jugendlichen zu rechnen, da viele Schulabgänger sich eintragen werden. Für die allermeisten ist dies aber nur eine vorübergehende Situation, bis sie im Herbst eine Arbeit finden oder eine neue Ausbildung beginnen.

Mehr als die Hälfte der Arbeitslosen (55%) ist seit mehr als einem Jahr arbeitslos und zählt damit zu den Langzeitarbeitslosen. Allerdings ist hier jetzt allmählich ein Rückgang festzustellen und die Zahl der Langzeitarbeitslosen beginnt zu sinken, da aufgrund der guten Arbeitsmarktlage weniger Arbeitslose in die Langzeitarbeitslosigkeit übergehen.

Sieht man sich die Qualifikationsstruktur an, so stellt man fest, dass rund 43% der Arbeitslosen niedrig qualifiziert sind, d.h. sie verfügen höchstens über den Abschluss der Unterstufe des Sekundarschulunterrichtes. 15% haben eine Lehre absolviert, 26% das Abitur und 15% verfügen über einen Hochschulabschluss. In dieser Statistik wird kein Unterschied zwischen belgischen oder ausländischen Abschlüssen gemacht, d.h. auch nicht formal in Belgien anerkannte ausländische Abschlüsse werden wie inländische Abschlüsse gezählt.

In den anderen belgischen Regionen ist die Zahl der Arbeitslosen im zweiten Quartal 2023 im Vergleich zum Vorjahr stärker angestiegen als in der Deutschsprachigen Gemeinschaft. Den höchsten Anstieg hat diesmal Flandern gekannt (+8,9%), wobei dies zu einem großen Teil auf veränderte Eintragungsmodalitäten zurückzuführen ist, sowie auch dort auf die ukrainischen Flüchtlinge. In der Wallonie beläuft sich der Anstieg auf 6,8%.  Insgesamt ist der Anstieg in Belgien mit +6,9% auf Quartalsbasis deutlich höher als in der Deutschsprachigen Gemeinschaft.

Die Arbeitslosenrate ist im Juni 2023 in Brüssel mit 15,9% nach wie vor am höchsten, gefolgt von der Wallonie mit 12,9% und schließlich Flandern mit 6,2% und der Deutschsprachigen Gemeinschaft mit 5,6%.  Allerdings werden in Flandern im Gegensatz zu den anderen Regionen auch die Arbeitsuchenden in Ausbildung mit zur Arbeitslosigkeit gezählt. Dies ergibt für Belgien insgesamt eine durchschnittliche Quote von etwa 9,2%. [1]

Rückläufige Zahl der Stellenangebote

Ein Indiz für die Entwicklung der Nachfrage nach Arbeitskräften ist auch die Zahl der beim Arbeitsamt aufgegebenen offenen Stellen. Auch wenn nicht alle Stellenangebote dem Arbeitsamt gemeldet werden, spiegelt diese Zahl die konjunkturelle Entwicklung zumeist recht gut wider. So wurden im zweiten Quartal 2023 dem Arbeitsamt 308 offene Stellen gemeldet, davon 80% von ostbelgischen Betrieben. Dies ist ein Rückgang um -15% im Vergleich zum Vorjahr. Damit erreicht die Zahl nicht mehr ganz das Niveau der Vor-Corona-Jahre.

 

[1] Beim Vergleich der Arbeitslosenquoten muss man berücksichtigen, dass die Erfassungsmethoden je nach Region abweichen können. Nähere Erläuterungen zu den methodologischen Unterschieden finden Sie in den Downloads.

Downloads

Q2-2023 Pressetext Arbeitsmarktentwicklung

Arbeitsmarkt-Info Q2-2023 - Tabellen und Grafiken

Methodologische Unterschiede zwischen den Regionen