Arbeitsmarktentwicklung in Ostbelgien - Drittes Quartal 2023

Der Bericht zur aktuellen Entwicklung des Arbeitsmarkts im dritten Quartal 2023 enthält Informationen zu den Arbeitslosenzahlen in Ostbelgien, sowie den Stellenangeboten, die dem Arbeitsamt gemeldet wurden.

Arbeitslosenzahl im dritten Quartal etwas niedriger als im Vorjahr

Ende September 2023 liegt die Zahl der Vollarbeitslosen in der Deutschsprachigen Gemeinschaft bei 2.378 Personen. Dies entspricht einer Arbeitslosenrate von 6,3%, genau wie im September des Vorjahres.

Im Kanton Eupen ist die Arbeitslosenrate mit 8,3% nach wie vor deutlich höher als im Süden der Deutschsprachigen Gemeinschaft, der mit einer Rate von 3,4% nahezu Vollbeschäftigung kennt. Die Arbeitslosenrate der Frauen ist mit 6,6% nur noch wenig höher als diejenige der Männer mit 6,1%.

Im Vergleich zum dritten Quartal des Jahres 2022 ist die Arbeitslosenzahl in der Deutschsprachigen Gemeinschaft insgesamt um rund -1,5% (oder 37 Personen) gesunken, da in diesem Sommer weniger Personen arbeitslos geworden sind als im Vorjahr (nach Beschäftigung oder Ausbildung). Die Zahl der eingetragenen Schulabgänger ist hingegen nur geringfügig gesunken im Vergleich zu 2022, während auf der anderen Seite die Zahl der ukrainischen Arbeitsuchenden wieder gestiegen ist.

Nur rund 55% der Arbeitslosen Ende September beziehen Arbeitslosengeld. Knapp 18% werden von einem ÖSHZ unterstützt (zuzüglich eines Teils der Ukraine-Flüchtlinge) und etwa 10% sind Schulabgänger, die noch kein Anrecht auf Unterstützung haben. Auffällig ist seit einiger Zeit ein allmählicher Anstieg der Anzahl Arbeitslosen mit Betriebszuschlag (vormals Frühpensionierte) und derjenigen, die Berufung gegen eine Entscheidung der INAMI (Beendigung einer Krankschreibung) eingelegt haben.

Der größte Teil der Arbeitslosen in Ostbelgien, nämlich rund 34%, sind älter als 50 Jahre. Danach kommen die 30-39-Jährigen mit einem 21%-Anteil und die 40-49-Jährigen mit 18%. Der Anteil der jugendlichen Arbeitslosen erreicht im September 2023 rund 17%. Das ist höher als im Jahresdurchschnitt, da sich gerade im Sommer viele Schulabgänger eintragen, bis sie im Laufe des Herbstes meist eine Arbeit finden oder eine neue Ausbildung beginnen.

Knapp die Hälfte der Arbeitslosen (49,5%) ist seit mehr als einem Jahr arbeitslos und zählt damit zu den Langzeitarbeitslosen. Nachdem in dieser Gruppe allmählich ein Rückgang festzustellen war, liegt mittlerweile wieder ein Anstieg vor. Dies dürfte v.a. darauf zurückzuführen sein, dass viele der registrierten Ukraine-Flüchtlinge mittlerweile mehr als ein Jahr arbeitslos sind. Die Zahl der Kurzzeitarbeitslosen ist hingegen wieder rückläufig.

Sieht man sich die Qualifikationsstruktur an, so stellt man fest, dass knapp 40% der Arbeitslosen niedrig qualifiziert sind, d.h. sie verfügen höchstens über den Abschluss der Unterstufe des Sekundarschulunterrichtes. 14% haben eine Lehre beendet, 28% das Abitur und 16% verfügen über einen Hochschulabschluss. In dieser Statistik wird kein Unterschied zwischen belgischen oder ausländischen Abschlüssen gemacht, d.h. auch nicht formal in Belgien anerkannte ausländische Abschlüsse werden wie inländische Abschlüsse gezählt. Aufgrund der noch eingetragenen Schulabgänger ist das Qualifikationsniveau insgesamt etwas höher als in den anderen Quartalen.

Im Gegensatz zur DG sind die Arbeitslosenzahlen in den anderen belgischen Regionen im zweiten Quartal 2023 im Vergleich zum Vorjahr deutlich angestiegen. Den höchsten Anstieg hat auch diesmal Flandern gekannt (+13,6%), wobei dieser zu einem großen Teil auf zuvor nicht berufsaktive Personen zurückzuführen ist (freie Arbeitsuchende, vom ÖSHZ eingetragene Personen und INAMI-Entschädigte), sowie auch dort auf Personen mit Migrationshintergrund (u.a. die ukrainischen Flüchtlinge). In der Wallonie beläuft sich der Anstieg auf 4,8%. Insgesamt liegt ein Anstieg in Belgien um +7,7% auf Quartalsbasis vor.

Die Arbeitslosenrate ist im September 2023 in Brüssel mit 16,6% nach wie vor am höchsten, gefolgt von der Wallonie mit 14,2% und schließlich Flandern mit 6,7% und der Deutschsprachigen Gemeinschaft mit 6,3%. Allerdings werden in Flandern im Gegensatz zu den anderen Regionen auch die Arbeitsuchenden in Ausbildung mit zur Arbeitslosigkeit gezählt. Dies ergibt für Belgien insgesamt eine durchschnittliche Quote von etwa 9,9% [1].

Rückläufige Zahl der Stellenangebote

Ein Indiz für die Entwicklung der Nachfrage nach Arbeitskräften ist auch die Zahl der beim Arbeitsamt aufgegebenen offenen Stellen. Auch wenn nicht alle Stellenangebote dem Arbeitsamt gemeldet werden, spiegelt diese Zahl die konjunkturelle Entwicklung zumeist recht gut wider. So wurden im dritten Quartal 2023 dem Arbeitsamt nur noch 219 offene Stellen gemeldet, davon 82% von ostbelgischen Betrieben. Dies ist ein Rückgang um -26% im Vergleich zum Vorjahr. Damit liegt die Zahl auch deutlich unter dem Niveau der Vor-Corona-Jahre.

 


[1] Beim Vergleich der Arbeitslosenquoten muss man berücksichtigen, dass die Erfassungsmethoden je nach Region abweichen können. Nähere Erläuterungen zu den methodologischen Unterschieden finden Sie in den Downloads.

Downloads

Q3-2023 Pressetext Arbeitsmarktentwicklung

Arbeitsmarkt-Info Q3-2023 - Tabellen und Grafiken

Methodologische Unterschiede zwischen den Regionen