Aller Anfang ist schwer: Laufen lernen, fallen lernen

Die ersten Schritte sind immer wackelig. Ob im Babyalter oder im neuen Lebensabschnitt. Doch zum Laufen gehört auch Stolpern und manchmal auch der Fall.

Bei allen im Folgenden verwendeten personenbezogenen Bezeichnungen gilt die gewählte Form für alle Geschlechter.

Aller Anfang ist schwer: Laufen lernen, fallen lernen

Die ersten Schritte sind immer wackelig. Ob im Babyalter oder im neuen Lebensabschnitt. Doch zum Laufen gehört auch Stolpern und manchmal leider auch der Fall.

Nicht immer läuft alles so glatt, wie man es sich am Anfang vorstellt. Doch wenn sich die Erwartungen aller Beteiligten über längere Zeit nicht erfüllen, ist die Entscheidung zum Abbruch notwendig. Denn nur dann können die nächsten Schritte in Angriff genommen und sich neu orientiert werden.

Auch bei Eltern ist nicht immer alles nach Plan verlaufen und sie haben Niederlagen und Enttäuschungen eingesteckt. Erwachsene haben mit der Zeit bereits Erfahrungen mit ähnlichen Situationen gehabt und dementsprechend Strategien für die Verarbeitung dieser Krisen entwickelt. Deshalb nützt es nichts, Vorwürfe zu machen. Besser ist es, gemeinsam mit den Jugendlichen nach Lösungen zu suchen.

Ein Abbruch ist für den Jugendlichen in den wenigsten Fällen eine einfache Entscheidung. Bevor er den Gedanken an einen Abbruch zulässt, liegt auf ihm meist eine tonnenschwere Last. Zum einen müssen es schwerwiegende Gründe sein, die ihn zu diesem Schritt bewegen. Zum Beispiel stellt er fest, dass er für den gewählten Beruf oder das gewählte Studium nicht geeignet ist, das Interesse nachlässt, private Probleme auftauchen, es zu Differenzen am Arbeitsplatz oder am Studienort kommt, usw. Zum anderen steht er vor einem Berg ungeklärter Fragen: Wie soll es weitergehen? Wie reagieren die Eltern? Und all' das muss verarbeitet werden!

Gerade in dieser Zeit brauchen Jugendliche Eltern, auf die sie sich verlassen können, die verständnisvoll reagieren, aber auch neuen Mut machen. Eltern, die sich über die zur Verfügung stehenden (Hilfs-)Möglichkeiten, aber auch Alternativen informieren und somit ihrem Kind mit Rat und Tat zur Seite stehen können.

Und denken Sie daran: Es ist kein Weltuntergang! Ein Lehr- oder Studienabbruch kommt häufiger vor als man denkt.

LEHRABBRUCH

In der Deutschsprachigen Gemeinschaft erfolgen die häufigsten Vertragsauflösungen im ersten Lehrjahr. Mit zunehmender Lehrdauer sinkt die Anzahl der Vertragsbrüche drastisch.

Die Vertragsbrüche erfolgen meistens während der Probezeit. Die Gründe sind vielfältig und entstehen z.B. aus folgenden Situationen heraus: Der Lehrling entdeckt erstmals den Betrieb und den Beruf, der Meister muss feststellen, ob der Lehrling zum Betrieb passt und den gestellten Anforderungen gerecht werden kann.

Diese Vertragsbrüche stehen häufig in Verbindung mit einem Berufswechsel (falsche Vorstellungen von den realen Anforderungen oder Tätigkeiten in einem bestimmten Ausbildungsberuf oder -betrieb) oder Rückkehr zur Schule (falsche Vorstellungen von den Anforderungen in der Lehre im Allgemeinen).

Die Lehrlingssekretärinnen und Lehrlingssekretäre sind das Bindeglied zwischen Betriebsleiter, Lehrling und Eltern und für alle Beteiligten die ersten Ansprechpartner, wenn sich ein Problem abzeichnet.

Einige Ratschläge!

  • Dem Jugendlichen helfen, sich nicht hängen zu lassen, aktiv zu bleiben, Unterstützung und Gesprächspartner zu suchen.
  • Den Jugendlichen dazu ermuntern, selbst herauszufinden, was er tun will.
  • Mit dem Lehrlingssekretariat und eventuell mit der Berufsberatung des Arbeitsamts Kontakt aufnehmen.
  • Wenn der Jugendliche noch im schulpflichtigen Alter ist: Umgehend entweder eine neue Lehrstelle suchen oder die Rückkehr zur Schule in die Wege leiten.
  • Wenn der Jugendliche über 18 Jahre alt ist: Der Jugendliche schreibt sich als  Arbeitsuchender beim Arbeitsamt der Deutschsprachigen Gemeinschaft ein.
     

STUDIENABBRUCH

Ein Studienabbruch wirft mannigfaltige Probleme auf und sollte daher reiflich überlegt und vorab mit verschiedenen Bezugspersonen, etwa dem Studienberater der Hochschule oder Universität besprochen werden.

Einige Ratschläge!

  • Dem Jugendlichen helfen, sich nicht hängen zu lassen, aktiv zu bleiben, Unterstützung und Gesprächspartner zu suchen.
  • Der Jugendliche sollte sich einer Situationsanalyse unterziehen und u.a. folgende Fragen beantworten: Warum habe ich gerade dieses Studium gewählt? Was machte mich zufrieden und was unzufrieden? Erkenne ich Grenzen (Motivation, Leistung, Arbeitsorganisation…)? Was interessiert mich heute? Welche Kenntnisse und Fähigkeiten habe ich erworben? Welche Alternativen habe ich? Welche Wege stehen mir offen? ...
  • Der Jugendliche sollte mit der Berufsberatung des Arbeitsamts Kontakt aufnehmen.
  • Der Jugendliche sollte sich beim Arbeitsamt der Deutschsprachigen Gemeinschaft als Arbeitsuchender eintragen.
     

Einige Ansprechpartner, die dem Jugendlichen in dieser Situation helfen könnten:

  • Studienberater der Hochschule oder Universität
  • Services Psycho-Médico-Sociaux in der Wallonie
  • Berufsberatung des Arbeitsamts der Deutschsprachigen Gemeinschaft
  • SIEP und CEDIEP in der Wallonie
  • Informationen rund um den Studienabbruch in Deutschland: www.arbeitsagentur.de/bildung/studium/probleme-im-studium
     

Abbruch, Aufbruch, Durchbruch

Es braucht oft mehr Mut, seine Meinung zu ändern, als an ihr festzuhalten.

(Friedrich Hebbel)

Oder, auf die Problematik des Abbruchs angewandt: Der Abbruch ist eine Chance, den eigenen roten Faden im Leben neu aufzunehmen und Netzwerke zu knüpfen, die neue Horizonte eröffnen.

 

Der Abbruch sollte von allen Beteiligten als Chance für Gespräche und einen Aufbruch genutzt werden. Die Jugendlichen und Eltern erhalten damit die Gelegenheit, das Erlebte zu verarbeiten und eine Standortbestimmung vorzunehmen. Die Beratung eines Berufsberaters kann in diesem Zusammenhang hilfreich sein.

Den Blick in die Zukunft richten und den Durchbruch anvisieren, ist für die Jugendlichen der nächste Schritt ins Erwachsenenleben. Für sie gilt es nun, die eigenen Kenntnisse und Fähigkeiten mit den Lebensträumen in Einklang zu bringen und die Fähigkeit zu erlangen, Entscheidungen zu treffen und die daraus resultierenden Konsequenzen zu tragen.