Kunsttherapeut/in

Der Einfachheit halber verwenden wir in unserer Beschreibung die männliche Form, die weibliche Form ist selbstverständlich immer mit eingeschlossen.

Berufsbeschreibung

Der Kunsttherapeut ist ebenso ein Künstler wie ein Fachmann in der sozialen Welt. Er schlägt den Einsatz künstlerischer Mittel als Ausdrucksmittel für den leidgeprägten Menschen vor. In der Kunsttherapie ist wird der Körper mit einbezogen. Durch ihn drückt sich das Unbewusste, die psychische Autorität, die uns ohne unser Wissen belebt, aus. Im Gegensatz zu anderen Therapieformen ist es nicht die Analyse, sondern der Körper, der die Befreiung der Person von ihrem psychischem oder physischem Leiden ermöglicht.

Das Ziel des Kunsttherapeuten ist es, der leidenden Person ein besseres Wohlbefinden und eine Verbesserung ihrer Lebensqualität zu ermöglichen. Der Kunsttherapeut kann so zur Entwicklung oder Anerkennung der eigenen Identität sowie zum Ausdruck von Persönlichkeit und Emotionen beitragen. Er kann auch die Selbstwahrnehmung und das Selbstwertgefühl seiner Patienten, ihr Selbstvertrauen und sogar die Entwicklung von Selbstständigkeit und Eigeninitiative sowie die Schaffung und Vollendung persönlicher Projekte fördern. Der Kunsttherapeut kann darüber hinaus auch zur Verbesserung der  Kommunikations-, Beziehungs- und Sozialkompetenz seiner Patienten beitragen.

Der Kunsttherapeut berücksichtigt die Einzigartigkeit jedes Individuums, wenn er die präzisen Ziele und Mittel definiert, die an die Person, mit der er arbeitet, angepasst sind. Die von ihm verwendeten Medien sind sehr vielfältig: Musik, Malerei, Schrift, Tanz, Skulptur, Theater, Zeichnung, Video usw. Konkret kann der Kunsttherapeut bei autistischen Kindern z.B. mit bildenden Künsten arbeiten, im Bereich der Lese-und Rechtschreibbildung Videomaterial einsetzen und mit chronisch kranken Menschen Theaterstücke auf die Beine stellen . Grundsätzlich arbeitet er mit jedem, der sein Wohlergehen verbessern möchte. Daher ist der Kunsttherapeut in den verschiedensten Bereichen (Bildung, Jugendschutz, Onkologie, Psychiatrie, Geriatrie usw.) tätig und arbeitet dort mit Menschen mit verschiedenen Störungen und Schwierigkeiten (Autismus, chronische Krankheiten, Transplantatempfänger, Stressbewältigung, Aufmerksamkeitsdefizitstörungen, Traumata, Beziehungsprobleme usw.).

Im Rahmen der Kunsttherapie bleibt die betroffene Person der wesentliche Akteur, der durch seine eigene Beteiligung am kunsttherapeutischen Prozess Verbesserung für sein Leben erreichen kann. Der Einsatz künstlerischer Mittel als Alternative zur Sprache ermöglicht die Überwindung persönlicher Hindernisse und Leiden durch die Stimulierung der kreativen und expressiven Fähigkeiten, die jeder Mensch besitzt. Kunsttherapie ist daher keine Psychotherapie, sondern Therapie mittels Kunst. "Kunsttherapie ist die Nutzung des künstlerischen Potentials mit einem therapeutischen und humanitären Ziel. [1]»

[1] Richard Forestier, Direktor der Schule für Kunsttherapie in Tours (Frankreich) und Autor von "Tout savoir sur l'art-thérapie" (Hrsg. Favre, Lausanne).

Kompetenzen & Handlungsfelder

  • Kontakt herstellen und eine zwischenmenschliche Beziehung aufbauen
  • Kommunikationsfähigkeiten besitzen
  • Besitz künstlerischer Fähigkeiten und Beherrschung der verwendeten künstlerischen Mittel
  • etwas in Frage stellen und hinterfragen können
  • über Kenntnisse auf dem Gebiet der Kunsttherapie verfügen (Onkologie, Psychiatrie usw.)
  • Grenzen setzen und Zurückhaltung
  • Allein und/oder im Team arbeiten
  • Die eigenen Gefühle unter Kontrolle haben
  • Eine Gruppe leiten können
     

Soziale Kompetenzen

  • Nächstenliebe und Uneigennützigkeit
  • Kreativität
  • Aufgeschlossenheit
  • Geduld
  • Einfühlungsvermögen
  • Zwischenmenschliche Gewandtheit
  • Gut zuhören können
     

Beruflicher Rahmen

Der Kunsttherapeut arbeitet allein (als Selbstständiger) oder in einem multidisziplinären Team und führt sowohl Einzel- als auch Gruppensitzungen durch. Arbeitet er nicht als Selbstständiger, ist der Kunsttherapeut oft Angestellter einer Einrichtung. In diesem Fall verfolgt er die pädagogischen oder therapeutischen Ziele des fachübergreifenden Teams, mit dem er zusammenarbeitet.

Voraussetzungen              

Derzeit ist der Beruf des Kunsttherapeuten in Belgien ohne rechtlichen Status und demnach nicht geschützt. Normalerweise besitzt der Kunsttherapeut einen  paramedizinischen, pädagogischen, psychosozialen, geisteswissenschaftlichen oder künstlerischen Abschluss und bleibt den Beschränkungen dieses ursprünglichen Abschlusses unterworfen (einschließlich z.B. der beruflichen Schweigepflicht). Die Strategie für Gesundheitsberufe des FÖD Volksgesundheit besteht darauf, Tätigkeiten, die klinischen Psychologen oder Psychotherapeuten vorbehalten sind, zu verbieten, wenn man nicht über das erforderliche Diplom verfügt.

Andere Beschreibungen und Ausbildungswege

In der Wallonie / Bruxelles:

  • Siep (Service d'Information sur les Etudes et les Professions): Art-thérapeute

In Deutschland:

 


Übersetzung der Berufsbeschreibung des SIEP (Service d'Information sur les Etudes et les Professions)