Anthropologe/in

Der Einfachheit halber verwenden wir in unserer Beschreibung die männliche Form, die weibliche Form ist selbstverständlich immer mit eingeschlossen.

Berufsbeschreibung

Diese wissenschaftliche Disziplin bezieht sich insbesondere auf alles, was den Menschen vom Tier unterscheidet: Sprache, Verwandtschaft und Ehe, soziale und politische Organisation, Wissensvermittlung, Riten, Künste, Religionen, Wohnformen. So arbeitet sie daran, die Entwicklung des Menschen vom Paläolithikum bis zur Gegenwart zu verstehen und die Vielfalt der menschlichen Gesellschaften in der Gegenwart zu erfassen.

Im Rahmen seiner Arbeit wird der Anthropologe sich ständig über Kulturen und menschliche Gesellschaften informieren. Er sammelt die vorhandene Literatur, macht Beobachtungen vor Ort (was die bevorzugte Methode der Disziplin ist) und analysiert die gesammelten Informationen. Danach wird er über seine Arbeit mit Hilfe verschiedener Kommunikationsmittel (Veröffentlichung von Berichten, Fachartikeln, Verfassen von Büchern, Teilnahme an wissenschaftlichen Debatten, Beiträge zur Forschungsgemeinschaft) berichten.

Seine Beobachtungen und Studien ermöglichen es ihm, das Universelle/die Einzigartigkeit und das Besondere in den sozialen Organisationen der vielen menschlichen Gruppen auf unserem Planeten zu verstehen und zu erklären. Er ist immer auf der Suche nach den kleinsten Hinweisen, Fakten oder Elementen, die ihm helfen, diese Vielfalt besser zu verstehen. Für seine Studie integriert sich der Anthropologe in die soziale Gruppe, die er studieren wird, und teilt das Leben ihrer Mitglieder, wobei er darauf achtet, nicht Partei zu ergreifen oder das Verhalten anderer zu beurteilen, auch wenn es moralisch verwerflich erscheint.

Ursprünglich interessierte sich die Anthropologie hauptsächlich für traditionelle Gesellschaften außerhalb der westlichen Welt, aber heute sind die Themen, die sie umfasst, aktueller: das Problem von AIDS in Afrika, Sextourismus in Thailand, die Bürokratie in Griechenland, die europäischen Institutionen in Brüssel, die Bio-Bauern in der Wallonie,...

Die Anthropologie ermöglicht es uns, die unzählige Vielfalt der Menschen zu entdecken, auch wenn jeder Anthropologe auf ein oder mehrere Forschungsgebiete spezialisiert ist, wie z.B. Gesundheitsanthropologie, religiöse Anthropologie, Entwicklungsanthropologie, Anthropologie der Geschlechter und Sexualität, Rechtsanthropologie, technische Anthropologie, Kunstanthropologie, politische Anthropologie usw.

In ähnlicher Weise spezialisieren sich Anthropologen oft auf eine oder mehrere Regionen der Welt, über die sie sich vertiefte Kenntnisse aneignen. Um eine Gesellschaft zu verstehen, ist es in der Tat notwendig, ihre Sprache zu lernen, zumindest bis zu einem gewissen Grad, und sich Kenntnisse über ihre alte und neue Geschichte anzueignen. Der Anthropologe muss während der Forschungsmissionen immer wieder die gleichen menschlichen Gruppen besuchen, oft in den gleichen Dörfern. Er ist also kein Reisender, der sich nach einem Wechsel des Horizonts sehnt: Im Gegenteil, er vertieft seine Kenntnisse, indem er oft an denselben Ort zurückkehrt, innerhalb von Gruppen von Menschen, zu denen er über die Jahre hinweg ein Vertrauensverhältnis aufgebaut hat.

Kompetenzen & Handlungsfelder

  • Beherrschung der methodischen Instrumente, die für diese Disziplin spezifisch sind (Beobachtung der Teilnehmer, theoretische und methodische Konzepte, Interviewtechniken usw.).
  • Beherrschung der englischen Sprache (Hauptkommunikationssprache)
  • Kenntnisse der Bürotechnik (Textverarbeitung)
     

Soziale Kompetenzen

  • Beobachtungsgabe
  • Intellektuelle Neugier
  • Disziplin
  • Geduld
  • Autonomie
  • Anpassungsfähigkeit
  • Aufgeschlossenheit
  • Analytische Fähigkeiten
  • Kritisches Denken
  • Verfügbarkeit
  • Bereitschaft zum Umzug ins Ausland
  • Flexibilität
     

Interessen*

  • I - Interesse an untersuchend-forschenden Tätigkeiten, bei denen Aufgaben oder Probleme im mathematischen oder naturwissenschaftlichen Bereich durch Methodik, systematische Beobachtung oder Forschung gelöst werden.  

  • A - Interesse an künstlerisch-kreativen Tätigkeiten, bei denen durch den sprachlichen oder kreativen Ausdruck, offene und unstrukturierte Aktivitäten durchgeführt werden. 

  • R - Interesse an handwerklich-technischen Tätigkeiten, bei denen Kraft, Koordination und der sichere Umgang mit Werkzeug und/oder Maschinen erfordert werden und die zu einem sichtbaren Ergebnis führen. 

Beruflicher Rahmen

Im Allgemeinen arbeiten Anthropologen autonom, mit einem großen Spielraum an Freiheit und Verantwortung. Die Tätigkeit wird in einem Büro, in einer Studien- oder Forschungseinheit, aber auch außerhalb durchgeführt, mit häufigen Kontakten vor Ort und engen Formen des Austauschs und der Zusammenarbeit innerhalb der wissenschaftlichen Gemeinschaft. Ob in entfernten (Urwald, Wüste usw.) oder nahen (Nachbarschaften, Vororte usw.) Regionen, Anthropologen arbeiten oft unter schwierigen Bedingungen.

Die Tätigkeit umfasst unregelmäßige Arbeitszeiten und Reisen von unterschiedlicher Dauer und Häufigkeit zu den Orten, an denen Informationen gesammelt werden. Anthropologen können an sehr unterschiedlichen Themen arbeiten, die ein ständiges Lernen erfordern. Sie arbeiten hauptsächlich in der Forschung, können aber auch im Projektmanagement in den Bereichen Migration und Integration, Sozialhilfe und interkulturelle Beziehungen, bei der Gestaltung und Überwachung von Projekten der Entwicklungszusammenarbeit oder in kulturellen Einrichtungen tätig sein.

Andere Beschreibungen und Ausbildungswege

In der Wallonie / Brüssel:

  • Siep (Service d'Information sur les Etudes et les Professions): Anthropologue

In Deutschland:

* RIASEC: R - Realistisch (realistic) / I - Forschend (investigative) / A - Künstlerisch (artistic) / S - Sozial (social) / E - Unternehmerisch (enterprising) / C - Traditionell (conventional)


Übersetzung der Berufsbeschreibung des SIEP (Service d'Information sur les Etudes et les Professions)