SAVE - Schulabgänger­vermittlung

Seit über 20 Jahren untersucht das Arbeitsamt den beruflichen Werdegang der Jugendlichen, die sich nach Abschluss (oder Abbruch) ihrer schulischen oder beruflichen Ausbildung in der Deutschsprachigen Gemeinschaft als Arbeitsuchende eintragen.

Zum einen untersucht das Arbeitsamt den Verbleib aller Jugendlichen, die sich im Laufe eines Jahres als Arbeitsuchende eintragen (und das über fünf Jahre lang nach der ersten Eintragung), zum anderen wird der Verbleib der Abiturienten und Lehrabgänger der Deutschsprachigen Gemeinschaft des letzten verfügbaren Jahres (hier 2020), Stand Ende Oktober des jeweiligen Jahres überprüft.

Die wesentlichen Beobachtungen können wie folgt zusammengefasst werden:

Eintragungen beim Arbeitsamt

In den Jahren 2008-2017 lag die Zahl der jugendlichen Schulabgänger, die sich im Laufe eines Jahres beim Arbeitsamt eintragen, mehr oder weniger konstant bei etwa 700 Personen. 2018 und 2019 ist diese Zahl dann jeweils deutlich gesunken. 2019 haben sich nur noch 584 Schulabgänger als Arbeitsuchende eingetragen. Dies dürfte zum einen darauf zurückzuführen sein, dass jugendliche Schulabgänger sich nicht mehr zwecks Erhalts des Kindergelds beim Arbeitsamt eintragen müssen, und zum anderen, dass eine Einstellungsförderung von Lehrabsolventen (nach einem Tag Eintragung, wie es vor der Reform der Zielgruppenförderung möglich war) nicht mehr möglich ist. 

Damit entfällt der Anreiz zur Eintragung beim Arbeitsamt für diese Gruppen. Vor allem durch die erstgenannte Änderung ist zu befürchten, dass etliche Jugendliche unter dem Radar des Arbeitsamtes bleiben und zur Gruppe der nicht erfassten - und damit nicht betreuten - NEETs hinzustoßen.

Als NEETs bezeichnet man Jugendliche, die weder eine Beschäftigung ausüben noch eine Ausbildung absolvieren.

Von den 584 eingetragenen Jugendlichen des Jahres 2019 verfügten rund 26% (d.h. 153 Personen) höchstens über einen Primarschulabschluss oder das Abschlusszeugnis der Unterstufe und gelten dadurch als niedrigqualifiziert bzw. Schulabbrecher. 53% hatten einen Lehr- oder Abiturabschluss und 21% einen Hochschul- oder Universitätsabschluss. Das bedeutet innerhalb von zwei Jahren eine starke Verschiebung von Jugendlichen mit Abitur oder Lehrabschluss hin zu Niedrigqualifizierten. 

Aus der langfristigen Beobachtung ist festzustellen, dass der Anteil der niedrigqualifizierten Jugendlichen an den eingetragenen Schulabgängern - und ihre absolute Zahl - ansteigen, während der Anteil der Hochqualifizierten sinkt. In den letzten drei Jahren gab es starke Schwankungen (insbesondere bei den Abiturienten), aber dessen ungeachtet muss man feststellen, dass der Anteil der Niedrigqualifizierten so hoch wie nie zuvor ist.

Verbleib in Arbeit oder Ausbildung

Schaut man sich den Verbleib dieser Personen an, so stellt man fest, dass 64% der Abgänger 2019 im Laufe des ersten Jahres (sprich bis November 2020) eine Arbeit gefunden haben und knapp 27% wieder eine Ausbildung oder ein Studium aufgenommen haben. Dies ergibt eine Gesamt-Integrationsquote von rund 90%. Auffällig ist in den letzten zehn Jahren eine Tendenz zur Wiederaufnahme eines weiterführenden Studiums (oder einer anderen Ausbildung) nach der Eintragung, während die unmittelbare Vermittlung in Arbeit abgenommen hat.

Im Jahr 2020 ist diese Tendenz nochmals verstärkt festzustellen, was auch an der Corona-Krise gelegen haben könnte: Es war für Jugendliche zeitweise schwieriger einen Job zu finden, was manche dazu verleitet haben könnte, wieder eine Ausbildung aufzunehmen. Jedenfalls war die Vermittlungsquote in Arbeit so gering und die Ausbildungsaufnahme so hoch wie nie zuvor. Allerdings sind die Abweichungen zu früheren Werten auch nicht außergewöhnlich stark, sondern setzen die bereits vorhandene Tendenz fort. Positiv zu werten ist, dass der Anteil der eingetragenen Jugendlichen, der im ersten Jahr durchgängig arbeitslos geblieben ist, nur 6% beträgt und damit weiterhin in der Norm liegt.

Auch die längerfristige Beobachtung (Verbleib einer Kohorte von Abgängern während fünf Jahren) zeigt, dass die Integration der Schulabgänger in den Arbeitsmarkt dauerhaft ist: die Vermittlungsquote einer Kohorte in Arbeit steigt von Jahr zu Jahr, und nach zwei bis drei Jahren ist quasi kein Abgänger mehr arbeitslos gemeldet.

Einfluss des Ausbildungsniveaus

Dass eine abgeschlossene Ausbildung oder Qualifizierung die Integrationschancen stark erhöht, zeigt sich auch an den Verbleibquoten: im Laufe des ersten Jahres nach der Eintragung nehmen rund 90% der Jugendlichen mit Lehrabschluss, Hochschul- oder Unidiplom eine Arbeit auf, bei den Niedrigqualifizierten sind es hingegen weniger als 50% (Durchschnittszahlen der letzten 10 Jahre). Im Corona-Jahr 2020 hatten es die Niedrigqualifizierten besonders schwierig, in einen Job zu finden.

Die Vermittlungsquoten der Abiturienten liegen zwischen 46% für das allgemeinbildende Abitur und 78% für das berufliche Abitur. Viele Abiturienten tragen sich allerdings nur vorübergehend im Sommer als Arbeitsuchende ein und beginnen danach wieder eine Ausbildung oder ein Studium: schließt man auch den Verbleib in Ausbildung mit ein, so erreichen auch die Abiturienten eine „Integrationsquote“ (d.h. in Arbeit oder Ausbildung) von rund 90%.

Die Dauer bis zur Vermittlung in Arbeit liegt im Durchschnitt bei knapp unter drei Monaten (2020: zweieinhalb Monate). Auch hier zeigen sich Unterschiede nach Ausbildungsniveau: während die Vermittlung von niedrigqualifizierten Jugendlichen (Primarschulniveau oder Unterstufe Sekundarschule) im Schnitt rund 4,6 Monate dauert, liegt sie bei Personen mit Gesellenabschluss bei nur 1,6 Monaten. Bei Hochschul- und Universitätsabsolventen liegt die Vermittlungsdauer im Schnitt bei 2,3 bzw. 2,8 Monaten.

Gesellen und Abiturienten 2020

In Zusammenarbeit mit dem IAWM beobachtet das Arbeitsamt auch den Verbleib der erfolgreichen Lehrabgänger des aktuellen Jahres: Auch hier ist festzustellen, dass rund 91% der Gesellen im November des jeweiligen Jahres als in Arbeit vermittelt betrachtet werden können (Abgänger 2020: 94%). Die höchsten Quoten erreichten im Schnitt der letzten zehn Jahre die Werkzeugmechaniker, die Bauberufe, die Elektroberufe und die Gartenbauer mit rund 93%. Doch auch in allen anderen Lehrberufen sinkt die Quote nicht unter 83%.

Auch die Abiturienten der Schulen in der DG verzeichnen hohe Integrationsquoten: Ende Oktober eines jeden Jahres sind rund 92% in Arbeit oder Ausbildung/Studium integriert (Abiturienten 2020: 94%). Von denjenigen, die sich beim Arbeitsamt eintragen, nehmen rund 30% zunächst wieder ein Studium oder eine Ausbildung auf.