Arbeitslosigkeit im Jahr 2011
In der Deutschsprachigen Gemeinschaft waren im Jahresschnitt 2011 rund 2.678 arbeitslose Arbeitsuchende (=Vollarbeitslose) gemeldet (Schnitt 2010: 2.728 Personen). Dabei handelt es sich um Personen, die ohne Beschäftigung sind, dem Arbeitsmarkt unmittelbar zur Verfügung stehen und aktiv eine Beschäftigung suchen. Davon erheben 78% Anspruch auf Arbeitslosengeld, die übrigen sind Personen, die (zumindest zeitweilig) keinen Anspruch auf Entschädigung haben.
Vollarbeitslose DG - Schnitt 2011 |
Männer |
Frauen |
Gesamt |
in % |
Vollarbeitslose |
1.272 |
1.506 |
2.678 |
100% |
Geschlechteranteil in % |
47% |
53% |
100% |
|
davon |
arbeitsuchende Anwärter auf AL-Geld |
993 |
1.100 |
2.093 |
78,2% |
Schulabgänger / Personen in Wartezeit |
96 |
101 |
197 |
7,3% |
Sozialhilfeempgänger |
111 |
95 |
206 |
7,7% |
Freiwillig eingetragene Arbeitsuchende |
63 |
103 |
165 |
6,2% |
Die Arbeitslosenrate (Anteil der Vollarbeitslosen an der aktiven Bevölkerung, Stand 2010) in der DG belief sich auf 7,9% (Vorjahr 8,1%) und ist damit nur geringfügig gesunken. Die Zahl der Arbeitslosen in der DG erreichte 2010 den Höchststand der letzten 20 Jahre und ist dann 2011 im Jahresschnitt um 51 Personen, d.h. um 1,9%, zurück gegangen. Mehr als drei Viertel der Arbeitslosen wohnen im Kanton Eupen, wo die Arbeitslosigkeit mit 10,7% weiterhin mehr als doppelt so hoch ist wie im Kanton St.Vith (4,3%). Der leichte Rückgang der Arbeitslosigkeit 2011 hat ausschließlich im Kanton St.Vith stattgefunden.
Vollarbeitslose DG nach Kanton |
Männer |
Frauen |
Gesamt |
in % |
Kanton Eupen |
999 |
1.063 |
2.062 |
77% |
Kanton Sankt Vith |
273 |
343 |
616 |
23% |
DG Gesamt |
1.272 |
1.406 |
2.678 |
100% |
|
47% |
53% |
100% |
|
53% der Arbeitslosen sind Frauen. Dieser Anteil ist etwas höher als im Vorjahr, da vom leichten Rückgang der Arbeitslosigkeit lediglich Männer profitiert haben. In Flandern und Wallonien ist sowohl die Zahl der arbeitslosen Frauen als auch diejenige der Männer zurückgegangen. In Brüssel herrschte in etwa Status Quo im Vergleich zu 2010. Insgesamt liegt der Frauenanteil an der Arbeitslosigkeit im Landesschnitt bei 49% und damit zum dritten Mal in Folge unter der 50%-Marke.
Die Arbeitslosenrate der Frauen in der DG liegt aber mit 9,5% deutlich über derjenigen der Männer (6,7%, Vorjahreswert: 7,0%).
Aufteilung nach Altersgruppen und Dauer der Arbeitslosigkeit
Die Aufgliederung der Arbeitslosen nach Altersgruppen zeigt, dass mehr als die Hälfte der Arbeitslosen älter als 40 Jahre ist. Ein Vergleich mit dem Jahr 2001, als die Arbeitslosigkeit in der DG ihren bisherigen Tiefststand erreichte, zeigt, dass der seitdem erfolgte Anstieg der Arbeitslosigkeit ganz besonders die über 50-Jährigen betrifft. Ihre Zahl hat sich innerhalb dieser 10 Jahre vervierfacht. Dies ist zum einen auf die Anhebung der Altersgrenze für die Freistellung von der Arbeitsuche auf 58 Jahre zurückzuführen (ab 2002) und zum anderen auch auf die demografische Verschiebung innerhalb der Erwerbsbevölkerung. Der Anteil der über 50-Jährigen an den Vollarbeitslosen ist in diesem Zeitraum von 12% auf 27% gestiegen, während der Anteil der Jugendlichen mit 19% leicht gesunken ist. In absoluter Zahl ist jedoch auch die Jugendarbeitslosigkeit um rund 200 Personen angestiegen.
Vollarbeitslose nach Alter |
2001 |
2011 |
Entwicklung 2001-2011 |
< 25 Jahre |
305 |
21% |
577 |
19% |
+66% |
25-30 Jahre |
168 |
11% |
316 |
12% |
+88% |
30-40 Jahre |
434 |
30% |
499 |
19% |
+15% |
40-50 Jahre |
377 |
26% |
632 |
24% |
+68% |
>50 Jahre |
178 |
12% |
723 |
27% |
+306% |
DG Gesamt |
1.462 |
100% |
2.678 |
100% |
+83% |
Im Vergleich zum Vorjahr liegt ein leichter Anstieg der Arbeitslosenzahl bei den über 50-Jährigen und den 25- bis 29-Jährigen vor, während in den anderen Altersgruppen, insbesondere bei den Jugendlichen, ein Rückgang stattgefunden hat.
Der Anteil der Frauen ist in der Altersgruppe der 40- bis 49-Jährigen mit rund 55% überdurchschnittlich hoch, während ihr Anteil bei den 25- bis 29-Jährigen bei nur 47% liegt.
Der Anteil der Kurzzeitarbeitslosen (weniger als 6 Monate arbeitslos) ist 2011 weiter leicht gesunken auf 36,4%. Dieser Anteil war 2009 krisenbedingt deutlich angestiegen. Die Zahl der Langzeitarbeitslosen insgesamt (über 1 Jahr arbeitslos) ist hingegen 2011 erneut angestiegen, insbesondere bei den seit mehr als 2 Jahren Arbeitslosen. Anzahl und Anteil der Langzeitarbeitslosen (47%) liegen weiterhin deutlich höher als diejenigen der Kurzzeitarbeitslosen. Zum Vergleich: im Jahr 2001 war die Verteilung genau umgekehrt, d.h. 46% Kurzzeitarbeitslose und 37% Langzeitarbeitslose.
Vollarbeitslose nach Dauer der Arbeitslosigkeit |
Männer |
Frauen |
Gesamt |
in % |
< 6 Monate |
453 |
522 |
975 |
36,4% |
6-12 Monate |
216 |
227 |
443 |
16,5% |
1-2 Jahre |
223 |
244 |
467 |
17,4% |
2-5 Jahre |
221 |
223 |
444 |
16,6% |
> 5 Jahre |
159 |
191 |
350 |
13,1% |
DG Gesamt |
1.272 |
1.406 |
2.678 |
100% |
Die Struktur der Arbeitslosigkeit in der DG bleibt weiterhin insgesamt vergleichbar mit derjenigen in Flandern. So beträgt der Anteil der Personen, die weniger als 6 Monate lang arbeitslos sind, in Flandern 39%, in Wallonien hingegen nur 28%. Der Anteil der Langzeitarbeitslosen (mindestens 1 Jahr lang arbeitslos) beläuft sich in der DG auf 47%, in Flandern auf 44% und in der Wallonie auf 57%.
Aufteilung nach Qualifikation
Der Anteil der unterqualifizierten Arbeitslosen (d.h. Personen, die höchstens über einen Primarschulabschluss oder die Mittlere Reife bzw. die 2. Stufe des Sekundarschulunterrichtes verfügen) beläuft sich in der DG auf rund 42%, im Vergleich zu 48% in Flandern und 52% in der Wallonie. Ihr Anteil an den Arbeitslosen ist in den letzten Jahren relativ stabil geblieben. Vergleiche der Qualifikationsstruktur sind allerdings sowohl im zeitlichen Verlauf als auch zwischen den Regionen heikel. Zum einen war in der DG der Anteil an Personen, die über eine sonstige, d.h. meist im Ausland absolvierte Ausbildung verfügen, seit Ende der 90er Jahre auf über 22% angestiegen, während er in der Wallonie nicht über 5% stieg. In Flandern integriert man diese Ausbildungen in die flämischen Einteilungen der Ausbildungsniveaus. Seit Ende 2006 wird auch in der DG versucht, ausländische Ausbildungen in die hiesigen Studienniveaus zu integrieren. Dennoch bleiben immer noch recht viele „unklassierbare“ Ausbildungen übrig (13,2% sonstige bzw. im Ausland erworbene Ausbildungen, meist im Sekundarschulbereich).
Interessant zu beobachten ist allerdings, dass seit 2009 insgesamt mehr Personen mit Abiturabschluss zu den Arbeitslosen zählen als Personen, die lediglich über einen Primarschulabschluss verfügen. Dies dürfte ein Ausdruck des allgemein angestiegenen (formalen) Bildungsniveaus in der Bevölkerung sein.
Vollarbeitslose nach Ausbildung |
Männer |
Frauen |
Gesamt |
in % |
Primarschule |
317 |
50 |
567 |
21,2% |
Sekundarschule Unterstufe |
232 |
314 |
546 |
20,4% |
Lehre |
160 |
122 |
282 |
10,5% |
Sekundarschule Oberstufe |
254 |
353 |
607 |
22,7% |
Hochschule / Universität |
134 |
188 |
323 |
12,0% |
Sonstige Ausbildungen / Ausland |
175 |
179 |
354 |
13,2% |
DG Gesamt |
1.272 |
1.406 |
2.678 |
100% |
Bei den Berufsvorstellungen der Vollarbeitslosen stehen an erster Stelle die Arbeiter/Hilfsarbeiter (18%), Sekretariatskräfte (16%) und Verkaufsberufe (13%), gefolgt von den Horeca- (9%) sowie mit jeweils 5% die Gesundheits- und Pflegeberufe sowie die metallverarbeitenden Berufe.
Im Vergleich zum Vorjahr gab es keine nennenswerten Verschiebungen zwischen Berufsgruppen.
Entwicklung
Nachdem die Arbeitslosigkeit 2001 ihren bisherigen Tiefststand in der DG erreicht hatte (1.462 Arbeitslose und eine Arbeitslosenquote von 4,8% im Jahresdurchschnitt), kletterte die Zahl der Arbeitslosen in der DG im Anschluss daran bis August 2006 auf fast 3.000 Personen. Im Zuge des konjunkturellen Aufschwungs in den Jahren 2007 und 2008 sank die Zahl der Arbeitslosen wiederum um jeweils rund 4% in beiden Jahren.
Ab September 2008 kehrte sich die Tendenz jedoch im Zuge der weltweiten Wirtschaftskrise wieder um, die Arbeitslosenzahlen stiegen an und erreichten Schnitt 2010 den höchsten Stand der letzten 20 Jahre. Im Jahr 2011 ging die Arbeitslosenzahl leicht zurück und lag fast kontinuierlich unter dem Vorjahreswert. Infolgedessen sank Arbeitslosenrate im Jahresdurchschnitt von 8,1% im Jahr 2010 auf 7,9% im Jahr 2011.
Entwicklung der Arbeitslosenrate (1990-2011)
Quellen: ADG, Le Forem, VDAB, Actiris
In der Wallonie und Flandern ist die Arbeitslosigkeit stärker zurückgegangen als in der DG (-3,0% bzw. -6,4%). Landesweit liegt ein Rückgang um -3,7% vor. Die Arbeitslosenrate in der DG liegt im Schnitt 2011 weiterhin höher als in Flandern (6,7%), bleibt aber auch deutlich unter dem Niveau der Wallonie (ohne DG 15,8%) und der Region Brüssel-Hauptstadt (22,9%), die im Vergleich zum Vorjahr einen Status quo verzeichnet (+0,1%).
In der DG belief sich der Rückgang der Arbeitslosenzahl 2011 zum Vorjahr auf -1,9%, und betraf vorwiegend kurzzeitarbeitslose Männer im Süden der Gemeinschaft.
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