Deutsch  Français  Home Kontakt Sitemap Login

Arbeitslosigkeit im Jahr 2010

In der Deutschsprachigen Gemeinschaft waren im Jahresschnitt 2010 rund 2.728 arbeitslose Arbeitsuchende (=Vollarbeitslose) gemeldet (Schnitt 2009: 2.644 Personen). Dabei handelt es sich um Personen, die ohne Beschäftigung sind, dem Arbeitsmarkt unmittelbar zur Verfügung stehen und aktiv eine Beschäftigung suchen. Davon erheben 79% Anspruch auf Arbeitslosengeld, die übrigen sind Personen, die (zumindest zeitweilig) keinen Anspruch auf Entschädigung haben. 

Vollarbeitslose DG - Schnitt 2010 Männer Frauen Gesamt in %
Vollarbeitslose 1.329 1.399 2.728 100%
Geschlechteranteil in % 49% 51%   100%
davon arbeitsuchende Anwärter auf AL-Geld 1.053 1.098 2.150 78,8%
Schulabgänger / Personen in Wartezeit 97 94 191 7,0%
Sozialhilfeempgänger 90 75 165 6,0%
Freiwillig eingetragene Arbeitsuchende 78 120 198 7,3%

Die Arbeitslosenrate (Anteil der Vollarbeitslosen an der aktiven Bevölkerung, Stand 2009) in der DG belief sich auf 8,2% (Vorjahr 8,0%) und ist damit zum zweiten Jahr in Folge wieder angestiegen. Der Anstieg im Jahr 2010 war allerdings nicht mehr so stark wie im Vorjahr, als die Wirtschaftskrise ihre ersten Auswirkungen auf die Vollarbeitslosenzahlen zeitigte. Die Zahl der Arbeitslosen in der DG war 2010 jedoch damit so hoch wie nie zuvor in den letzten 20 Jahren. Drei Viertel der Arbeitslosen wohnten im Kanton Eupen, wo die Arbeitslosigkeit mit 10,8% weiterhin mehr als doppelt so hoch war wie im Kanton St.Vith (4,7%). 

Vollarbeitslose DG nach Kanton Männer Frauen Gesamt in %
Kanton Eupen 1.031 1.030 2.061 76%
Kanton Sankt Vith 298 369 667 24%
DG Gesamt 1.329 1.399 2.728 100%

51% der Arbeitslosen sind Frauen. Dieser Anteil ist ähnlich hoch wie im Vorjahr, nachdem der Anstieg der Arbeitslosigkeit 2009 sich fast ausschließlich auf die Männer konzentriert hatte. Da Männer häufiger in konjunkturabhängigen Sektoren beschäftigt sind als Frauen, sind sie in Krisenzeiten schneller von Entlassungen bedroht. Diese Entwicklung war 2009 vergleichbar mit den anderen Landesteilen. Von 2009 nach 2010 ist in der DG und in Flandern allerdings wieder die Zahl der arbeitslosen Frauen etwas stärker angestiegen als diejenige der Männer. In Brüssel und der Wallonie hat hingegen die Zunahme der Arbeitslosigkeit wie im Vorjahr stärker die Männer betroffen.

Insgesamt ist der Frauenanteil an der Arbeitslosigkeit im Landesschnitt sogar auf 48,8% gesunken und liegt damit zum zweiten Mal in Folge unter der 50%-Marke. Die Arbeitslosenrate der Frauen in der DG liegt aber mit 9,6% (Vorjahr 9,2%) immer noch über derjenigen der Männer (7,2%, Vorjahreswert: 7,0%).
 

Aufteilung nach Altersgruppen und Dauer der Arbeitslosigkeit

Die Aufgliederung der Arbeitslosen nach Altersgruppen zeigt, dass mittlerweile die Hälfte der Arbeitslosen älter als 40 Jahre ist. Ein Vergleich mit dem Jahr 2001, als die Arbeitslosigkeit in der DG ihren bisherigen Tiefststand erreichte, zeigt, dass der seitdem erfolgte Anstieg der Arbeitslosigkeit ganz besonders die über 50-Jährigen betrifft. Ihre Zahl hat sich innerhalb dieser 9 Jahre vervierfacht. Dies ist zum einen auf die Anhebung der Altersgrenze für die Freistellung von der Arbeitsuche auf 58 Jahre zurückzuführen (ab 2002) und zum anderen auch auf die demografische Verschiebung innerhalb der Erwerbsbevölkerung. Der Anteil der über 50-Jährigen an den Vollarbeitslosen ist in diesem Zeitraum von 12% auf 26% gestiegen, während der Anteil der Jugendlichen mit 20% in etwa stabil geblieben ist. In absoluter Zahl ist jedoch auch die Jugendarbeitslosigkeit um über 200 Personen angestiegen.

Im Vergleich zum Vorjahr liegt ein leichter Anstieg der Arbeitslosenzahl in allen Altersgruppen vor.

Vollarbeitslose nach
Alter
2001 2010 Entwicklung
2001-2010
< 25 Jahre 305 21% 547 20% +79%
25-30 Jahre 168 11% 309 11% +84%
30-40 Jahre 434 30% 518 19% +19%
40-50 Jahre 377 26% 644 24% +71%
>50 Jahre 178 12% 710 26% +299%
DG Gesamt 1.462 100% 2.728 100% +87%

Der Anteil der Frauen ist in der Altersgruppe der 40- bis 49-Jährigen mit rund 54% überdurchschnittlich hoch, während ihr Anteil bei den 24- bis 29-Jährigen bei nur 44% liegt. 

Arbeitslosenrate pro Altersgruppe Männer Frauen Gesamt
< 25 Jahre 12,1% 16,1% 13,8%
25 - 49 Jahre 6,4% 7,9% 7,1%
50 - 64 Jahre 6,8% 10,9% 8,4%
DG Gesamt 7,2% 9,6% 8,2%

Betrachtet man die Arbeitslosenrate pro Altersgruppe (d.h. das Verhältnis zur aktiven Bevölkerung der jeweiligen Altersgruppe), stellt man fest, dass die Jugendarbeitslosenquote mit 13,8% deutlich höher ist als in den anderen beiden Altersgruppen. Die stärkste Entwicklung hat hingegen bei den über 50-Jährigen stattgefunden, wo die Arbeitslosenrate 2003 bei noch nur 3,8% gelegen hat.

Auch die Arbeitslosenquoten nach Altersgruppen ergeben ähnliche Werte wie in Flandern, während in Brüssel und der Wallonie die Quoten in allen Altersgruppen, aber ganz besonders bei den Jugendlichen, bedeutend höher sind. 

Vollarbeitslose nach
Dauer der Arbeitslosigkeit
Männer Frauen Gesamt in %
< 6 Monate 479 528 1.007 36,9%
6 - 12 Monate 235 228 473 17,3%
1 - 2 Jahre 256 228 484 17,7%
2 - 5 Jahre 208 216 425 15,6%
> 5 Jahre 151 189 340 12,5%
DG Gesamt 1.329 1.399 2.728 100%

Der Anteil der Kurzzeitarbeitslosen (weniger als 6 Monate arbeitslos) ist 2010 leicht gesunken auf 36,9%. Dieser Anteil war 2009 krisenbedingt deutlich angestiegen. Die Zahl der Langzeitarbeitslosen insgesamt (über 1 Jahr arbeitslos) ist hingegen 2010 erneut angestiegen, insbesondere in der Gruppe der seit 1-2 Jahren Arbeitslosen. Anzahl und Anteil der Langzeitarbeitslosen (46%) liegen weiterhin deutlich höher als diejenigen der Kurzzeitarbeitslosen.

Die Struktur der Arbeitslosigkeit in der DG bleibt weiterhin insgesamt vergleichbar mit derjenigen in Flandern. So beträgt der Anteil der Personen, die weniger als 6 Monate lang arbeitslos sind in Flandern 38,6%, in Wallonien dahingegen nur 27%. Der Anteil der Langzeitarbeitslosen (mindestens 1 Jahr lang arbeitslos) beläuft sich in der DG auf 46%, in Flandern auf 43% und in der Wallonie auf 57%.
 

Aufteilung nach Qualifikation und Sektor

Der Anteil der unterqualifizierten Arbeitslosen (d.h. Personen, die höchstens über einen Primarschulabschluss oder die Mittlere Reife bzw. die 2. Stufe des Sekundarschulunterrichtes verfügen) beläuft sich in der DG auf rund 42%, im Vergleich zu 48% in Flandern und 52% in der Wallonie. Ihr Anteil an den Arbeitslosen ist in den letzten Jahren relativ stabil geblieben. Vergleiche der Qualifikationsstruktur sind allerdings sowohl im zeitlichen Verlauf als auch zwischen den Regionen heikel. Zum einen war in der DG der Anteil an Personen, die über eine sonstige, d.h. meist im Ausland absolvierte Ausbildung verfügen, seit Ende der 90er Jahre auf über 22% angestiegen, während er in der Wallonie nicht über 5% stieg. In Flandern integriert man diese Ausbildungen in die flämischen Einteilungen der Ausbildungsniveaus. Seit Ende 2006 wird auch in der DG versucht, ausländische Ausbildungen in die hiesigen Studienniveaus zu integrieren. Dies läuft darauf hinaus, dass insbesondere der Anteil der Personen mit Lehrabschluss (oft aus Deutschland), mit Abiturniveau und mit Hochschulabschluss (der aber nicht unbedingt in Belgien anerkannt oder gleichgestellt ist) angestiegen ist. Dennoch bleiben immer noch recht viele „unklassierbare" Ausbildungen übrig (13,4% sonstige bzw. im Ausland erworbene Ausbildungen). Zum anderen ist auch die sogenannte „Bologna-Reform" in punkto Klassifizierung der ausländischen Diplome noch nicht einheitlich zwischen den Gemeinschaften umgesetzt worden. 

Vollarbeitslose nach Ausbildung Männer Frauen Gesamt in %
Primarschule 319 251 570 20,9%
Sekundar Unterstufe 255 315 569 20,9%
Lehre 167 117 284 10,4%
Sekundar Oberstufe 264 351 615 22,5%
Hochschule / Uni 137 185 322 11,8%
Sonstige Ausbildung / Ausland 188 181 369 13,5%
Gesamt 1.329 1.399 2.728 100%

Interessant zu beobachten ist allerdings, dass erstmals seit 2009 insgesamt mehr Personen mit Abiturabschluss zu den Arbeitslosen zählen als Personen, die lediglich über einen Primarschulabschluss verfügen. Dies dürfte ein Ausdruck des allgemein angestiegenen (formalen) Bildungsniveaus in der Bevölkerung sein.

Bei den Berufsvorstellungen der Vollarbeitslosen stehen an erster Stelle die Arbeiter/Hilfsarbeiter (18%), Sekretariatskräfte (16%) und Verkaufsberufe (13%), gefolgt von den Horeca- (9%) sowie mit jeweils 5% die Gesundheits- und Pflegeberufe sowie die metallverarbeitenden Berufe.

Einen Anstieg im Vergleich zum Vorjahr gab es (in absoluter Zahl) beim Horeca-Personal, beim Verkaufspersonal, den Sekretariatskräften und den Gesundheits- und Pflegeberufen. Die Zahl der arbeitslosen Arbeiter/Hilfsarbeiter ist hingegen leicht zurückgegangen.
 

Entwicklung

Nachdem die Arbeitslosigkeit 2001 ihren bisherigen Tiefststand in der DG erreicht hatte (1.462 Arbeitslose und eine Arbeitslosenquote von 4,8% im Jahresdurchschnitt), kletterte die Zahl der Arbeitslosen in der DG im Anschluss daran bis August 2006 auf fast 3.000 Personen. Im Zuge des konjunkturellen Aufschwungs in den Jahren 2007 und 2008 sank die Zahl der Arbeitslosen wiederum um jeweils rund 4% in beiden Jahren.

Ab September 2008 kehrte sich die Tendenz jedoch im Zuge der weltweiten Wirtschaftskrise wieder um, die Arbeitslosenzahlen stiegen an und lagen bis April 2010 durchweg wieder über dem jeweiligen Vorjahresniveau. Zwischen Mai und Dezember 2010 pendeln die Arbeitslosenzahlen dann mehr oder weniger um den Vorjahreswert, so dass die Arbeitslosenrate im Jahresdurchschnitt nur noch leicht anstieg, von 8,0% im Jahr 2009 auf 8,2% im Jahr 2010. Damit erreicht sie zwar den höchsten Stand der letzten 20 Jahre, scheint sich aber zumindest dort zu stabilisieren bzw. zu Beginn 2011 auch wieder leicht zu sinken.

Entwicklung der Arbeitslosenrate bis 2010

Die Arbeitslosenrate in der DG liegt im Schnitt 2010 weiterhin höher als in Flandern (7,2%), bleibt aber auch deutlich unter dem Niveau der Wallonie (ohne DG 16,4%) und Brüssel (23,5%). Gerade die Region Brüssel kennt 2010 nochmals einen deutlichen Anstieg der Arbeitslosigkeit (+7,1%), während in Flandern nur ein leichter Anstieg (+2,7%) und in der Wallonie ein Status quo vorliegt (+0,1%).

In der DG belief sich der Anstieg der Arbeitslosenzahl 2010 zum Vorjahr auf +3,2%, und betraf einerseits ältere Personen und die Gruppe der Langzeitarbeitslosen, auf der anderen Seite macht sich aber auch bemerkbar, dass Asylbewerber sich seit März 2010 als (freie) Arbeitsuchende eintragen können.

Entwicklung Männer Frauen Gesamt Vergleich zu 1990 Vergleich zum
Vorjahr
1990 562 1.286 1.849 0%  
1992 690 1.190 1.880 +1,7% +4,3%
1994 888 1.410 2.298 +24,3% +4,3%
1996 706 1.131 1.837 -0,6% -9,9%
1998 630 971 1.601 -13,4% -10,3%
2000 578 911 1.489 -19,5% -1,0%
2002 652 932 1.585 -14,3% -6,8%
2004 938 1.220 2.158 +16,7% +14,8%
2005 1.022 1.332 2.354 +27,3% +9,1%
2006 1.175 1.458 2.633 +42,4% +11,9%
2007 1.097 1.425 2.522 +36,4% -4,2%
2008 1.083 1.330 2.413 +30,6% -4,3%
2009 1.293 1.350 2.644 +43% +9,5%
2010 1.329 1.399 2.728 +47,5% +3,2%

 

Kurzarbeit

Ein Fakt, der dazu beigetragen hat, dass die Vollarbeitslosigkeit in den Jahren 2009-2010 nicht noch stärker angestiegen ist, ist der Rückgriff der Arbeitgeber auf die Kurzarbeit. Das Instrument der Kurzarbeit erlaubt es den Arbeitgebern, kurzfristig auf einen konjunkturellen Abschwung zu reagieren, indem sie ihr Arbeiterpersonal zeitweilig von der Ausübung ihres Arbeitsvertrages entbinden (unter Einhaltung gewisser Formalitäten und Grenzen). Die Betroffenen bleiben unter Arbeitsvertrag, werden aber vom LfA/ONEM entschädigt und sind dort als Kurzarbeiter (auch „zeitweilig Arbeitslose" genannt) statistisch registriert. Darüber hinaus wurde Mitte 2009 auch eine entsprechende – zeitlich befristete - Maßnahme für Angestellte eingeführt.

Die Zahlen des LfA zeigen, dass die Kurzarbeit vor allem 2009 (und hier insbesondere die wirtschaftlich bedingte Kurzarbeit), aber auch noch 2010 deutlich stärker in Anspruch genommen wurde als in früheren Jahren, sowohl in der DG als auch in den anderen Landesteilen.

In der DG liegt die Zahl der Personen, die von Kurzarbeit betroffen waren (im Schnitt 922 Personen) 2010 um 23% niedriger als im Vorjahr, aber noch rund 30% höher als 2008, als die Krise einsetzte. Die Zahl der entschädigten Tage (welche ein besseres Maß für das Volumen der Kurzarbeit ist) ist 2010 um 16% gesunken, lag aber noch rund 60% über dem Volumen 2008. Damit ist die Entwicklung in der DG vergleichbar mit derjenigen in Gesamtbelgien.

Im Schnitt waren in der DG 2010 rund 9% der Arbeiter von Kurzarbeit betroffen, während es im Vorjahr noch 11% waren. In Flandern belief sich die Kurzarbeiterrate im Schnitt auf rund 12% und in der Wallonie auf etwa 15%.

Dokumente und Downloads
Arbeitsmarktinfo 2010: Durchschnitt (pdf 0,06 MB)
Weitere Links
DGstat - das Statistikportal der Deutschsprachigen Gemeinschaft
Le Forem - Dienst für Ausbildung und Beschäftigung der Wallonischen Region
VDAB - Flämischer Dienst für Vermittlung und Ausbildung
Actiris - Dienst der Region Brüssel für Arbeitsvermittlung


logo_demetec © Arbeitsamt der Deutschsprachigen Gemeinschaft | Impressum