Nuklearingenieur/in

Der Einfachheit halber verwenden wir in unserer Beschreibung die männliche Form, die weibliche Form ist selbstverständlich immer mit eingeschlossen.

Berufsbeschreibung

Der Nuklearingenieur ist der Spezialist für moderne Physik, Kernphysik und deren Anwendungen, vor allem in den Bereichen Medizin und Energie. Er ist häufig für die Bereiche Produktion, Instrumentierung, Sicherheit und Schutz sowie Umweltüberwachung zuständig. Mit anderen Worten, er verwendet und verwertet radioaktive Stoffe und vermeidet deren Ausbreitung.

In der Medizintechnik spielen nukleare Technologien eine wesentliche Rolle. Die Nuklearmedizin basiert auf der Verwendung radioaktiver Quellen und der Interaktion von Molekülen mit radioaktiven Isotopen und menschlichem Gewebe. Die Anwendungen der Strahlenphysik im medizinischen Bereich haben zur Entwicklung von Methoden und Geräten zur Strahlendiagnose oder -therapie (Strahlentherapie, Radiodiagnostik, Radiologie, Kernspintomographie) geführt. Der Ingenieur arbeitet an der Gestaltung, Entwicklung und Überprüfung von Apparaturen oder leitet die Produktion von Radioisotopen für medizinische Zwecke und Radiopharmazeutika, verwaltet ihren Transport und sorgt für ihre sichere Anwendung in Krankenhausabteilungen. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass er die Herstellung und Installation von Geräten und Produkten konzipiert und überwacht, die von Radiophysikern verwendet werden, um ihren sicheren täglichen Gebrauch zu gewährleisten.

Im Energiesektor tragen Nuklearingenieure zur Verwaltung, Wartung, Optimierung und Entwicklung von Kernkraftwerken sowie zur Entwicklung neuer Techniken bei, insbesondere zur Risikoprävention und Entsorgung radioaktiver Abfälle. Er kann an der Planung oder Modernisierung von Reaktoren mitwirken: er berechnet und dimensioniert die Reaktorkerne und prognostiziert die Entwicklung ihrer Eigenschaften während der Nutzung. Seine Aufgabe ist es auch, die Lager- und Lagerbedingungen für radioaktive Stoffe festzulegen. Der Nuklearingenieur ist auch an der Koordinierung der Demontagearbeiten alter Kraftwerke (Stilllegung und Sanierung) beteiligt. Auf Ebene der Sicherheit analysiert er den Betrieb der Anlagen, nimmt die notwendigen Verbesserungen vor, analysiert Ereignisse im Zusammenhang mit dem Betrieb des Reaktors und erstattet den Behörden Bericht über den Stand der Dinge. Von der Installation über den Betrieb und bis zur endgültigen Abschaltung der Anlagen, muss der Nuklearingenieur überprüfen, ob auch alle notwendigen Maßnahmen ergriffen werden, um einen Unfall mit kritischer Wirkung oder eine unkontrollierte Kernreaktion zu vermeiden. So entnimmt er beispielsweise Stichproben der Kühlflüssigkeiten, um deren Effizienz zu überprüfen. Wenn der Nuklearingenieur sich auf den Strahlenschutz spezialisiert, hat er die Aufgabe, die radiologische Sicherheit von Personen und den Schutz der Umwelt zu gewährleisten. Er bewertet und misst die Auswirkungen nuklearer Aktivitäten auf das Ökosystem, um ökologische Katastrophen aufgrund potenzieller Strahlung zu verhindern. Er sorgt für die Einhaltung der geltenden Sicherheitsvorschriften für Gesundheits- und Umweltstandards der Mitarbeiter. So kann er beispielsweise das Recycling benutzter Brennstoffe überwachen, Geräte zur Überwachung radioaktiver Risiken entwickeln oder Instrumente entwickeln, um das Bewusstsein der Mitarbeiter für Probleme im Umwelt- und Strahlenschutz zu schärfen.

Der Nuklearingenieur kann auch die Forschung im nuklearen Bereich, sowohl im medizinischen als auch im energetischen Bereich, durch u.a. Experimente, Modellierung, Instrumentierung oder Design vorantreiben. So gibt es beispielsweise internationale Projekte zur Entwicklung neuartiger Forschungsreaktoren. Die Kernenergie findet auch Anwendung in u.a. der Militär-, Marine-, Luftfahrt- und Raumfahrtindustrie und der Expertise und Datierung von Kunstwerken.

Kompetenzen & Handlungsfelder

  • Fortgeschrittene Kenntnisse in Physik und angewandter Mathematik
  • Kenntnisse in u..a. Neutronik, Thermodynamik, Thermohydraulik, Rohrleitungen, Materialien, Kesselbau, Chemie, Mechanik, Automatisierung, Elektrizität oder Elektrotechnik.
  • Verstehen von nuklearspezifischen Konzepten, wie z.B. radioaktive Kontamination, Strahlenschutz oder Bestrahlung
  • Englisch in Wort und Schrift beherrschen. (Eventuell auch noch andere Fremdsprachen)
  • Modellierungssoftware und integrierte Softwarepakete in Management verwenden können
  • Beherrschung der wirtschaftlichen und sozialen Aspekte der Unternehmensführung
  • Durchführung von Studien, Tests und Messungen
  • Strahlungswerte prüfen
  • Verwalten von Prozessen in der Industrie
  • Organisation der Produktion innerhalb eines Kraftwerks oder einer Industrie
  • Koordination der präventiven und korrektiven Wartung von Anlagen
  • Identifizierung und Bewertung von Risiken und deren Auswirkungen
  • Aktualisierung der technischen Dokumentation und Erstellung von Berichten über Kontrollen, Unfälle und Vorfälle
  • Design und Entwicklung fortschrittlicher technologischer Ausrüstungen
  • Teilnahme an verschiedenen Fachausschüssen
  • Einhaltung der geltenden Atomgesetze, Umweltnormen und Sicherheitsvorschriften
     

Soziale Kompetenzen

  • Pragmatismus, praxis- und lösungsorientiert
  • Interesse an der Lösung komplexer Probleme
  • Analytischer und synthetischer Verstand
  • Präzision, Akribie
  • Logik, Organisation
  • Vielseitigkeit, Flexibilität und Anpassungsfähigkeit
  • Autonomie und Verantwortungsbewusstsein
  • Wissenschaftliche und technologische Neugierde
  • Erfindungsgeist, Phantasie und Kreativität
  • Teamgeist und Kontaktfreude
  • Selbstkontrolle und Stressmanagement
  • Vielseitigkeit, Flexibilität und Anpassungsfähigkeit
  • Einfache mündliche und schriftliche Kommunikation

Beruflicher Rahmen

Der Nuklearingenieur arbeitet am häufigsten im Bereich der industriellen Produktion, wie z.B. für den Energiesektor, für die biomedizinische Industrie, im Krankenhauswesen, in der Entwicklung und Herstellung von fortgeschrittenen Instrumenten oder in Forschungs- und Ingenieurbüros.

Er findet auch eine Anstellung in Forschungs- und Kontrollorganisationen, wie z.B. Universitätslaboratorien, private Laboratorien, öffentliche Forschungs- und Kontrollinstitute, Energie- oder Gesundheitsministerien oder bei Umweltberatungsunternehmen auf den Gebieten Energie, Strahlenschutz, Entsorgung und Lagerung.

Die Arbeit wird in einem Team durchgeführt, in dem Ingenieure, Techniker und Wissenschaftler zusammenarbeiten.

Der Ingenieur kann ein oder mehrere Teams oder sogar eine ganze Abteilung leiten. Er arbeitet oftmals außerhalb des Büros oder nimmt an Meetings und Reisen mit internen und externen Gesprächspartnern teil. Er ist verpflichtet, mit Geräten und Gefahrstoffen umzugehen, die eine hohe Wachsamkeit erfordern. Dabei  trägt er Schutzkleidung und überwacht regelmäßig seine Dosimetrie (die Quantität der Dosis, die durch seine Exposition gegenüber ionisierender Strahlung aufgenommen wurde). Sein Stundenplan kann unregelmäßig sein, mit Bereitschaftsdienst in der Nacht und am Wochenende. Im Notfall muss er immer verfügbar sein.

Andere Beschreibungen und Ausbildungswege

In der Wallonie / Bruxelles:

 


 

Übersetzung der Berufsbeschreibung des SIEP (Service d'Information sur les Etudes et les Professions)