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Schlüsselbegriffe

Der Bologna-Prozess

An einigen Stellen ist in dieser Broschüre vom Bologna-Prozess die Rede. Die Bezeichnung geht auf die „Bologna-Erklärung“ zurück, die 1999 auf einer Konferenz der Bildungsminister 29 europäischer Staaten verabschiedet wurde und die Schaffung eines gemeinsamen europäischen Hochschulraums bis zum Jahr 2010 anstrebte.

Als Bologna-Prozess bezeichnet man die Umsetzung folgender Ziele:

  • die Qualitätssicherung auf institutioneller, nationaler und europäischer Ebene
  • ein einheitliches, zweistufiges Studiensystem (Bachelor und Master)
  • vergleichbare, kompatible Hochschulabschlüsse (europäischer Qualifikationsrahmen)
  • die Mobilität der Studierenden, Lehrenden und Forscher
  • die Anwendung eines einheitlichen Leistungspunktesystems (ECTS)

Die Französische Gemeinschaft hat diese Reform 2004 in einem Dekret Rechnung getragen, dem sogenannten „Bologna-Dekret“. Es sieht im Großen und Ganzen die Anpassung des Systems für höhere Studien in der Französischen Gemeinschaft an die Vorgaben der Bologna-Erklärung vor. Die nachfolgenden Erläuterungen geben das Wesentliche der Reform wieder.

In der Deutschsprachigen Gemeinschaft regelt das mehrfach abgeänderte Dekret vom 27. Juni 2005 zur Schaffung einer autonomen Hochschule die Organisation der angebotenen Studiengänge. Die Umstellung auf die Vorgaben der Bologna-Erklärung erfolgte ab dem 1. September 2005.   

Bachelor und Master

Es gibt einstufige und zweistufige Studien. Das einstufige Studium besteht aus einem Bachelor-Studiengang. Weil er direkt auf die Ausübung eines bestimmten Berufs vorbereitet und mit einem Diplom abschließt, wird er „berufsqualifizierender Bachelor“ genannt. In Belgien bieten lediglich Hochschulen berufsqualifizierende Bachelor-Studiengänge an. Traditionell spricht man auch vom „Hochschulstudium kurzer Dauer“.

Das zweistufige Studium besteht aus Bachelor und Master. Das Bachelorstudium ist nicht direkt berufsqualifizierend und wird deshalb Übergangsbachelor (auch akademischer Bachelor) genannt, weil es auf den anschließenden Masterstudiengang vorbereitet. An den Universitäten ist das Regelstudium immer zweistufig. Natürlich bieten auch die Hochschulen zweistufige Studien an. Man spricht in diesem Fall vom „Hochschulstudium langer Dauer“.

Der Bachelor-Studiengang dauert in der Regel drei Jahre, das Masterstudium ein oder zwei Jahre.

Die Credits oder Leistungspunkte

Credits sind Leistungsnachweise, keine Noten! Sie dienen einzig und alleine dazu, den Arbeitsaufwand der Studierenden zu messen. Der Arbeitsaufwand umfasst die Teilnahme an den herkömmlichen Lehrveranstaltungen, aber auch andere Aktivitäten wie die Vorbereitung einer Veranstaltung, Laborarbeiten, Gruppenarbeiten, Selbststudium, Prüfungsvorbereitungen usw. Der europäische Credit ersetzt also in der Praxis die Angabe der Dauer der Präsenzveranstaltungen (der Anzahl Unterrichtsstunden).

In der Deutschsprachigen und in der Französischen Gemeinschaft entspricht ein Credit 24 Stunden Arbeitsaufwand. Ein Studienjahr ist mit 60 Credits veranschlagt, umfasst also 1.440 Stunden Arbeitsaufwand.

In Deutschland steht für das englische Credit manchmal der Begriff „Leistungspunkt“. Im Dekret der Deutschsprachigen Gemeinschaft zur Schaffung einer autonomen Hochschule ist vom „Studienpunkt“ die Rede. In der Broschüre wird der allgemein übliche Terminus Credit verwendet.

Modul und Modularisierung

Ein Modul ist eine Lerneinheit. Jedes Modul befasst sich in unterschiedlichen Lehrveranstaltungen mit einem übergeordneten Teilgebiet des Studienfachs. Es kann also aus verschiedenen Aktivitäten bestehen: Vorlesungen, Seminaren, Übungen, Praktika usw. Jedes Modul ist mit Credits veranschlagt und wird mit einem Leistungsnachweis, zum Beispiel einer Klausur, einer schriftlichen Hausarbeit usw., abgeschlossen. Vereinfacht ausgedrückt: Mit jedem bestandenem Modul erwirbt man die veranschlagten Credits.

Die Modularisierung ist ein Mittel, die Mobilität der Studenten (Wechsel der Studieneinrichtung) zu fördern. Dazu müssen die Module der verschiedenen Einrichtungen vergleichbar und gleichwertig sein. Dies kann man erreichen, indem die Module in Bezug auf Inhalt, Umfang und Anforderungen weitgehend angeglichen werden.

ECTS – European Credit Transfer

Das ECTS – das System der Credits oder Leistungspunkte – ist fester Bestandteil des europäischen Universitäts- und Hochschulwesens. Es soll sicherstellen, dass die Leistungen der Studierenden vergleichbar und bei einem Wechsel von einer Studieneinrichtung zur anderen (auch im Ausland) anrechenbar sind. Auf diese Weise kann zweierlei erreicht werden: zum einen eine größere Mobilität der Studenten, zum anderen eine größere Transparenz und eine Angleichung der Regelungen in Bezug auf Lehrpläne, Lernziele und Lernprozesse. Die Studieneinrichtungen müssen deshalb verstärkt zusammenarbeiten.

Hier einige Beispiele:

  • Übermittlung der Angaben zu Studienprogrammen, Lehrveranstaltungen usw.
  • Mitteilung der Ergebnisse
  • Anrechnung der erworbenen Credits (nur bei bestandener Prüfung)
  • Akademische Anerkennung und Zertifizierung: zuständig ist die Einrichtung, die das Diplom verleiht.  

Das Diploma Supplement

Das Diploma Supplement (Diplomzusatz) ist ein beglaubigtes Dokument, das dem Diplom beigefügt ist. Es besteht aus einer englischsprachigen Beschreibung der absolvierten Studien und enthält Angaben zu den Studieninhalten, dem Studienverlauf, den erworbenen akademischen Graden und Qualifikationen. Das Diploma Supplement soll die internationale Einstufung und Anerkennung der Abschlüsse erleichtern.

Die Berufsbefähigung (Employability)

Um die Chancen der Absolventen auf dem Arbeitsmarkt zu erhöhen, sind die Studiengänge stärker auf die berufliche Qualifizierung ausgerichtet. Neben der rein fachtheoretischen Ausbildung werden deshalb auch praxisbezogene Inhalte, beruflich relevante Zusatzqualifikationen (EDV, Sprachen usw.) und Schlüsselkompetenzen (Teamfähigkeit, Kommunikation usw.) vermittelt. 

Weitere Links
Le Forem - Dienst für Ausbildung und Beschäftigung der Wallonischen Region
VDAB - Flämischer Dienst für Vermittlung und Ausbildung
Actiris - Dienst der Region Brüssel für Arbeitsvermittlung
Eures - Das europäische Portal zur beruflichen Mobilität
Berufenet - Das Netzwerk für Berufe der Bundesagentur für Arbeit


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