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Arbeitslosigkeit im Jahr 2009

In der Deutschsprachigen Gemeinschaft waren im Jahresschnitt 2009 rund 2.644 arbeitslose Arbeitsuchende (=Vollarbeitslose) gemeldet (Schnitt 2008: 2.413 Personen). Dabei handelt es sich um Personen, die ohne Beschäftigung sind, dem Arbeitsmarkt unmittelbar zur Verfügung stehen und aktiv eine Beschäftigung suchen. Davon erheben 80% Anspruch auf Arbeitslosengeld, die übrigen sind Personen, die (zumindest zeitweilig) keinen Anspruch auf Entschädigung haben.

 

 

Vollarbeitslose DG - Schnitt 2009 Männer Frauen Gesamt in %
Vollarbeitslose 1.293 1.350 2.644 100%
davon arbeitsuchende Anwärter auf AL-Geld 1.052 1.063 2.115 80,0%
Schulabgänger / Personen in Wartezeit 91 100 190 7,2%
Sozialhilfeempgänger 84 69 153 5,8%
Freiwillig eingetragene Arbeitsuchende 51 104 155 5,9%

 

Vollarbeitslose DG - Schnitt 2009 Männer Frauen Gesamt
Arbeitslosenrate 7,0% 9,4% 8,1%
Geschlechteranteil in % 49% 51% 100%

Die Arbeitslosenrate (Anteil der Vollarbeitslosen an der aktiven Bevölkerung, Stand 2008) in der DG belief sich auf 8,1% (Vorjahr 7,4%) und ist damit - nach einem zwei Jahre währenden Rückgang der Arbeitslosenzahlen – in Folge der weltweiten Wirtschaftskrise wieder angestiegen. Die Zahl der Arbeitslosen in der DG ist damit so hoch wie nie zuvor in den letzten 20 Jahren. Drei Viertel der Arbeitslosen wohnen im Kanton Eupen, wo die Arbeitslosigkeit mit 10,7% weiterhin mehr als doppelt so hoch ist wie im Kanton St.Vith (4,5%).

 

Vollarbeitslose DG nach Kanton Männer Frauen Gesamt in %
Kanton Eupen 1.021 994 2.014 76
Kanton Sankt Vith 273 356 629 24
DG Gesamt 1.293 1.350 2.413 100

 

Aufteilung nach Altersgruppen und Dauer der Arbeitslosigkeit

51% der Arbeitslosen sind Frauen. Dieser Anteil ist deutlich niedriger als im Vorjahr, da der Anstieg der Arbeitslosigkeit 2009 sich fast ausschließlich auf die Männer konzentriert hat. Da Männer häufiger in konjunkturabhängigen Sektoren beschäftigt sind als Frauen, sind sie in Krisenzeiten schneller von Entlassungen bedroht. Die Entwicklung ist vergleichbar in den anderen Landesteilen. Insgesamt ist der Frauenanteil im Landesschnitt sogar auf 49,1% gesunken und liegt damit zum ersten Mal unter der 50%-Marke. Die Arbeitslosenrate der Frauen in der DG liegt aber mit 9,4% (Vorjahr 9,3%) immer noch über derjenigen der Männer (7,0%, Vorjahreswert: 5,9%).

Die Aufgliederung der Arbeitslosen nach Altersgruppen zeigt, dass mittlerweile die Hälfte der Arbeitslosen älter als 40 Jahre ist. Ein Vergleich mit dem Jahr 2001, als die Arbeitslosigkeit in der DG ihren bisherigen Tiefststand erreichte, zeigt, dass der seitdem erfolgte Anstieg der Arbeitslosigkeit insbesondere die über 50-Jährigen betrifft. Ihre Zahl hat sich innerhalb dieser 8 Jahre fast vervierfacht. Dies ist zum einen auf die Anhebung der Altersgrenze für die Freistellung von der Arbeitsuche auf 58 Jahre zurückzuführen und zum anderen auf die demografische Verschiebung innerhalb der Erwerbsbevölkerung. Der Anteil der über 50-Jährigen an den Vollarbeitslosen ist damit von 12% auf 25% gestiegen, während der Anteil der Jugendlichen mit 20% in etwa stabil geblieben ist. In absoluter Zahl ist jedoch auch die Jugendarbeitslosigkeit um über 200 Personen angestiegen.

Vollarbeitslose nach
Altersgruppe
2001 2009 Entwicklung
2001-2009
< 25 Jahre 305 21% 531 20% +74%
25-30 Jahre 168 11% 306 12% +82%
30-40 Jahre 434 30% 503 19% +16%
40-50 Jahre 377 26% 631 24% +67%
>50 Jahre 178 12% 673 25% +278%
DG Gesamt 1.462 100% 2.644 100% +81%

Im Vergleich zum Vorjahr ist die Zahl der Arbeitslosen während 2009 in allen Altersgruppen angestiegen.

Der Anteil der Frauen ist in der Altersgruppe der 40 bis 50-Jährigen mit rund 55% besonders hoch, während ihr Anteil bei den unter 30-Jährigen unter 50% liegt.

Der Anteil der Kurzzeitarbeitslosen (weniger als 6 Monate arbeitslos) ist 2009 weiter angestiegen auf mittlerweile 38,6%. Dieser Anteil war in den Jahren 2002-2006 stark gesunken, vor allem auf Kosten der Gruppe der seit 2 bis 5 Jahren Arbeitslosen. Die Zahl der Langzeitarbeitslosen insgesamt (über 1 Jahr arbeitslos) hatte sich von 2003 bis 2006 verdoppelt, ist dann während 2 Jahren leicht gesunken und 2009 erneut angestiegen. Ihre Anzahl und ihr Anteil (43%) liegen aber weiterhin deutlich höher als diejenigen der Kurzzeitarbeitslosen.

Vollarbeitslose nach Dauer Männer Frauen Gesamt %
< 6 Monate 501 520 1.021 38,6%
6-12 Monate 247 226 473 17,9%
1-2 Jahre 204 209 413 15,6%
2-5 Jahre 202 230 432 16,3%
>5 Jahre 170 165 305 11,5%
DG Gesamt 1.293 1.350 2.644 100%
 

Die Struktur der Arbeitslosigkeit in der DG bleibt jedoch insgesamt vergleichbar mit derjenigen in Flandern. So beträgt der Anteil der Personen, die weniger als 6 Monate lang arbeitslos sind in Flandern 42%, in Wallonien dahingegen nur 27%. Der Anteil der Langzeitarbeitslosen (mindestens 1 Jahr lang arbeitslos) beläuft sich in der DG auf 43%, in Flandern auf 39% und in der Wallonie auf 58%.

 

Aufteilung nach Qualifikation und Sektor

Vollarbeitslose nach Ausbildung Männer Frauen Gesamt in %
Primarschule 312 259 571 21,6%
Lehre 163 123 286 10,8%
Sekundar Unterstufe 256 297 553 20,9%
Sekundar Oberstufe 261 328 589 22,3%
Hochschule / Uni 136 180 315 11,9%
Sonstige Ausbildung / Ausland 165 164 329 12,4%
Gesamt 1.293 1.350 2.644 100%

Der Anteil der unterqualifizierten Arbeitslosen (d.h. Personen, die höchstens über einen Primarschulabschluss oder die Mittlere Reife bzw. die 2. Stufe des Sekundarschulunterrichtes verfügen) beläuft sich in der DG auf rund 43%, im Vergleich zu 49% in Flandern und 53% in der Wallonie. Ihr Anteil an den Arbeitslosen ist in den letzten Jahren relativ stabil geblieben. Vergleiche der Qualifikationsstruktur sind allerdings sowohl im zeitlichen Verlauf als auch zwischen den Regionen heikel. Zum einen war in der DG der Anteil an Personen, die über eine sonstige, d.h. meist im Ausland absolvierte Ausbildung verfügen, seit Ende der 90er Jahre auf über 22% angestiegen, während er in der Wallonie nicht über 5% stieg. In Flandern integriert man diese Ausbildungen in die flämischen Einteilungen der Ausbildungsniveaus. Seit Ende 2006 wird auch in der DG versucht, ausländische Ausbildungen in die hiesigen Studienkode zu integrieren. Dies läuft darauf hinaus, dass insbesondere der Anteil der Personen mit Lehrabschluss (oft aus Deutschland), mit Abiturniveau und mit Hochschulabschluss (der aber nicht unbedingt in Belgien anerkannt oder gleichgestellt ist) angestiegen ist. Dennoch bleiben immer noch recht viele unklassierbare Ausbildungen übrig (12,4% sonstige bzw. im Ausland erworbene Ausbildungen). Zum anderen ist auch die sogenannte „Bologna-Reform“ in punkto Klassifizierung ausländischer Diplome noch nicht einheitlich zwischen den Gemeinschaften umgesetzt worden.

Bei den Berufsvorstellungen der Vollarbeitslosen stehen an erster Stelle die Arbeiter/Hilfsarbeiter (19%), Sekretariatskräfte (16%) und Verkaufsberufe (13%), gefolgt von den Horecaberufen (8%) sowie mit jeweils 5% die Gesundheits- und Pflegeberufe, die Fahrer (Bus/LKW) und metallverarbeitenden Berufe.

Den größten Anstieg im Vergleich zum Vorjahr gab es (in absoluter Zahl) bei den Arbeitern/Hilfsarbeitern, den Fahrern, den metallverarbeitenden Berufen und dem Horeca-Personal.

 

 

Entwicklung

Von 1994 bis 2001 war die Zahl der Arbeitslosen in der DG stetig gesunken bis auf den bisherigen Tiefststand von 1.426 Arbeitslosen und eine Arbeitslosenquote von 4,8% im Jahresschnitt 2001. Bis August 2006 kletterte die Zahl der Arbeitslosen in der DG dann bis auf fast 3.000 Personen. 2007 und 2008 ist die Zahl der Arbeitslosen dann wieder gesunken (jeweils rund -4% in beiden Jahren). Seit September 2008 hat sich die Tendenz jedoch im Zuge der allgemeinen Wirtschaftskrise wieder umgekehrt, die Arbeitslosenzahlen sind beständig angestiegen und liegen wieder deutlich über dem jeweiligen Vorjahresniveau.

Die Arbeitslosenrate in der DG stieg von 7,4% im Jahr 2008 auf 8,1% im Jahr 2009. Sie ist damit weiterhin höher als in Flandern (7,0%), bleibt aber auch deutlich unter dem Niveau der Wallonie (ohne DG 16,5%) und Brüssel (22,4%).

 

Entwicklung der Arbeitslosenrate bis 2009

Der Anstieg der Arbeitslosenzahl 2009 betraf vorwiegend kurzzeitarbeitslose Männer, in der Kategorie der Anwärter auf Arbeitslosengeld. Dies dürfte sich durch die verschlechterte Arbeitsmarktlage in Folge der Wirtschaftskrise erklären. Betrachtet man die Rotation auf dem Arbeitsmarkt, so stellt sich in der Tat heraus, dass die Zugänge zur Arbeitslosigkeit im Vergleich zu 2008 deutlich gestiegen sind, während die Zahl der Abgänge sich kaum verändert hat. Insbesondere im 2. Quartal 2009 war das Saldo aus Ein- und Ausgängen wesentlich schlechter als im Vorjahr. Die weiterhin hohe Zahl der Abgänge zeigt aber, dass der Arbeitsmarkt für die hiesigen Arbeitskräfte immer noch eine recht hohe Aufnahmefähigkeit hat, was dazu beigetragen haben dürfte, dass die Zahl der Arbeitslosen nicht in dem Maße gestiegen ist wie in Flandern, wo die Zahl der Arbeitslosen insgesamt um rund 20% im Vergleich zum Vorjahr gestiegen ist.

 

Rotation der Arbetislosigkeit - pro Quartal 2008 & 2009

Während der Anstieg der Arbeitslosigkeit in Flandern wie bereits erwähnt außerordentlich hoch ausgefallen ist (+20,1%), ist er in der Wallonie (+3,4%) und in Brüssel (+7,9%) deutlich geringer. Diese Unterschiede können nicht zuletzt auf eine unterschiedliche Branchenstruktur in den jeweiligen Regionen zurückgeführt werden. So ist der Anteil der Beschäftigten in konjunkturell anfälligen Sektoren (produzierendes Gewerbe, Bausektor und kommerzielle Dienstleistungen) in Flandern deutlich höher als etwa in der Wallonie.

Entwicklung Männer Frauen Gesamt Vergleich zu 1990 Vergleich zum
Vorjahr
1990 562 1.286 1.849 0%  
1992 690 1.190 1.880 +1,7% +4,3%
1994 888 1.410 2.298 +24,3% +4,3%
1996 706 1.131 1.837 -0,6% -9,9%
1998 630 971 1.601 -13,4% -10,3%
2000 578 911 1.489 -19,5% -1,0%
2002 652 932 1.585 -14,3% -6,8%
2004 938 1.220 2.158 +16,7% +14,8%
2005 1.022 1.332 2.354 +27,3% +9,1%
2006 1.175 1.458 2.633 +42,4% +11,9%
2007 1.097 1.425 2.522 +36,4% -4,2%
2008 1.083 1.330 2.413 +30,6% -4,3%
2009 1.293 1.350 2.644 +43% +9,5%

 

Kurzarbeit

Ein weiterer Fakt, der dazu beiträgt, dass die Vollarbeitslosigkeit nicht noch stärker angestiegen ist, ist der Rückgriff der Arbeitgeber auf die Kurzarbeit. Das Instrument der Kurzarbeit erlaubt es den Arbeitgebern kurzfristig auf einen konjunkturellen Abschwung zu reagieren, indem sie ihr Arbeiterpersonal zeitweilig von der Ausübung ihres Arbeitsvertrages entbinden (unter Einhaltung gewisser Formalitäten und Grenzen). Die Betroffenen bleiben unter Arbeitsvertrag, werden aber vom LfA/ONEM entschädigt und sind dort als Kurzarbeiter (auch „zeitweilig Arbeitslose“ genannt) statistisch registriert. Darüber hinaus wurde Mitte 2009 auch eine entsprechende – zeitlich befristete - Maßnahme für Angestellte eingeführt.

Die Zahlen des LfA zeigen, dass die Kurzarbeit 2009 (und hier insbesondere die wirtschaftlich bedingte Kurzarbeit) deutlich stärker in Anspruch genommen wurde als im Vorjahr, sowohl in der DG als auch in den anderen Landesteilen.

In der DG ist die Zahl der Personen, die von Kurzarbeit betroffen waren (Schnitt der Monate Januar bis November 1.197 Personen) 2009 um 75% höher als im Vorjahr, die Zahl der entschädigten Tage (welche ein besseres Maß für das Volumen der Kurzarbeit ist) um 96%. Rechnet man diese Zahl um in Vollzeitäquivalent, so wurden 2009 im Schnitt rund 520 VZÄ in der DG über Kurzarbeit abgesichert.

In Flandern ist der Anstieg noch etwas höher ausgefallen, in der Wallonie etwas geringer. Im Schnitt waren in der DG 2009 somit 12% der Arbeiter von Kurzarbeit betroffen, während es im Vorjahr nur 7% waren. Nach einem starken Rückgang der Kurzarbeit im 3. Quartal 2009 scheint sie im November wieder anzuziehen.

 

Dokumente und Downloads
Arbeitsmarktinfo 2010: Durchschnitt (pdf 0,06 MB)
Arbeitsmarktinfo 2009: Durchschnitt (pdf 0,07 MB)
Arbeitsmarktinfo 2008: Durchschnitt (pdf 0,02 MB)
Weitere Links
DGstat - das Statistikportal der Deutschsprachigen Gemeinschaft
Le Forem - Dienst für Ausbildung und Beschäftigung der Wallonischen Region
VDAB - Flämischer Dienst für Vermittlung und Ausbildung
Actiris - Dienst der Region Brüssel für Arbeitsvermittlung


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