Jahresbericht - Stellenangebote 2019-2020

Verschaffen Sie sich hier einen Überblick über die jährliche Entwicklung in puncto Stellenangebote.

Gesamtüberblick

2020 wurden beim Arbeitsamt 897 Stellenangebote zur Bearbeitung aufgegeben, wovon 532 bis April 2021 besetzt werden konnten. Dies ergibt eine Stellenbesetzungsquote von nur noch 59% (2018: 66% und 2019: 61%). Berücksichtigt man jedoch, dass 113 Stellen im Laufe der Zeit annulliert wurden - aus anderen Gründen als aus „Mangel an geeigneten Kandidaten“ (letztere betrachten wir als offen gebliebene Stellen), beläuft sich die Netto-Besetzungsquote auf 68% (532 Stellen besetzt von 897-113=784 Stellen) (2018 78%; 2019 70%).

Unter den 897 Stellen befanden sich 37 ABM-Stellen (4% des Totals, 33 davon EPU-Stellen), die ihrerseits zu 88% besetzt werden konnten.

Zwei Beobachtungen sind hier festzuhalten:

  • Die Zahl der aufgegebenen Stellen ist zwischen 2013 und 2018 stetig angestiegen. 2019 gab es bereits einen kleinen Rückgang, und im Jahre 2020 ist, bedingt durch die Coronakrise, ein deutlicher Einbruch bei den Neueinstellungen festzustellen.
  • Die Besetzungsquote sinkt seit 2016 stetig ab, was den zunehmenden Fachkräftemangel (bei gleichzeitig sinkenden Arbeitslosenzahlen, mit Ausnahme von 2020) widerspiegelt.

Die 897 bearbeiteten Angebote stellen allerdings nicht den gesamten Stellenmarkt des Arbeitsamtes dar:

  • Insgesamt wurden 2020 101 BVA-Beschäftigungsverhältnisse (1) registriert (2019 waren es 112). Allerdings wurde nur in 6 Fällen auch ein entsprechendes Stellenangebot aufgegeben, das von den Stellenvermittlern bearbeitet wurde, während es sich bei den übrigen Fällen um die Registrierung von BVA-Verträgen handelt, die abgeschlossen wurden, ohne dass das Arbeitsamt die Person vermittelt hat. Das Arbeitsamt wird in diesen Fällen eingeschaltet, um zu prüfen, ob die vom Arbeitgeber vorgeschlagene Person den Bedingungen genügt.
  • Außerdem können Arbeitgeber dem Arbeitsamt auch Angebote nur zwecks Veröffentlichung mitteilen (ohne dass die Stellenvermittler beauftragt werden, aktiv nach geeigneten Kandidaten zu suchen). Dieses Angebot wird zum einen von Interim-Firmen, aber auch zum Teil aber auch von anderen Arbeitgebern aus dem In- und Ausland genutzt. 2020 wurden dem Arbeitsamt rund 740 Interim-Stellen und 425 sonstige Diffusionsstellen (davon 107 von Betrieben aus der DG) mitgeteilt. Bei den Interim-Stellen liegen allerdings zahlreiche Dopplungen vor, da manche Firmen dieselbe Stelle mehrfach kurz hintereinander veröffentlichen. Zu den Diffusionsstellen liegen in der Regel keine Informationen zur Besetzung dieser Stellen vor, auch wenn gelegentlich Stellenvorschläge an Arbeitsuchende gemacht und Besetzungen registriert werden.

Die Zahl der neu mitgeteilten (zu bearbeitenden) offenen Stellen ist im Vergleich zu 2019 (1.334 neue Angebote) deutlich gefallen: -437 Stellen oder -33%.  Klammert man die ABM-Stellen insgesamt (BVA/EPU) aus, so ist die Zahl der Stellenangebote „des normalen Wirtschaftskreislaufs“ von 2019 nach 2020 um -32% gefallen, nachdem auch 2019 schon ein Rückgang verzeichnet wurde.  Trotz der geringeren Nachfrage ist die Besetzungsquote dieser Stellen dabei mit 59% im Vergleich zu den Vorjahren deutlich gesunken (2018: 66% und 2019: 61%).  Klammert man die im Laufe des Suchprozesses annullierten Stellen aus (2), beträgt die Besetzungsquote noch 68% (2018 78%; 2019 70%).

Für die nachfolgende Detailanalyse wurden jeweils alle Angebote (inkl. ABM) berücksichtigt.

 

Die Auswertung des WSR der in der ostbelgischen Presse erschienenen Stellenangebote (von Arbeitgebern aus der DG) zeigt eine parallele Entwicklung zu den Stellen, die über das Arbeitsamt veröffentlicht werden. Seit 2017 liegen die Zahlen aus beiden Quellen sogar sehr nahe beieinander. Inwiefern es sich um dieselben oder unterschiedliche Stellen handelt, kann leider nicht ermittelt werden.

a) Merkmale der mitgeteilten Stellenangebote

Herkunft der Arbeitgeber

Die meisten Angebote werden von Arbeitgebern aus dem Norden der DG aufgegeben (47% des Totals in 2020). Knapp 36% der Angebote kommen von Arbeitgebern des Südens der DG und 7% aus dem Ausland bzw. 10% aus Innerbelgien.

Im Vergleich zum Vorjahr ist insbesondere die Zahl der Angebote aus dem Inland sehr stark gesunken. Auch aus dem Ausland wurden noch nicht einmal halb so viele Stellen wie im Vorjahr gemeldet. Der Einbruch in der DG lag hingegen bei „nur“ 21% (-26% im Norden der DG, -12% im Süden).
Zur Erinnerung: Im Zeitraum 2013-2019 war die Zahl der Angebote aus dem Ausland (meist aus Deutschland oder Luxemburg) und aus dem Landesinnern sehr stark gestiegen.

Betrachtet man nur die Angebote aus der DG, so ist der Anteil der Angebote aus dem Süden der DG mit 44% immer noch überproportional hoch, denn der Süden stellt nur 35% der Arbeitsplätze in der DG (ONSS 2020).

Im Unterschied zu den in der Presse aufgegebenen Stellenangeboten ist allerdings beim Arbeitsamt der Anteil (und die Gesamtzahl) der Angebote von Arbeitgebern aus dem Ausland mit 7% sehr niedrig:  In der Presse kamen 2020 39% der Angebote aus dem Ausland (insbesondere aus Luxemburg und Deutschland). Der Anteil der Angebote aus dem Landesinnern ist hingegen fast identisch beim Arbeitsamt und in der Presse (10 bzw. 9%).  Innerhalb der DG sind die Arbeitgeber aus dem Kanton St.Vith in der Presse genauso stark vertreten wie diejenigen aus dem Kanton Eupen, wohingegen beim Arbeitsamt doch vergleichsweise mehr Angebote aus Eupen kommen.

Die Betrachtung der Besetzungen zeigt, dass die Angebote aus der DG eine höhere Besetzungsquote als diejenigen aus dem Ausland oder aus Innerbelgien aufweisen, sowohl 2020 als auch 2019. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Besetzungsquote allerdings nochmals gesunken, und zwar sowohl für die Angebote aus dem Eupener Raum als auch für die Angebote aus dem Ausland. Mit nur 59% insgesamt (wobei in diesen Zahlen die annullierten Stellen nicht herausgerechnet sind) liegt sie zum ersten Mal überhaupt unter 60%. Hier macht sich der steigende Arbeitskräftemangel mittlerweile deutlich bemerkbar.

Diplomanforderungen

Bei der Mehrzahl der Stellenangebote wird von Seiten des Arbeitgebers entweder keine spezifische Diplomanforderung gestellt oder aber die Stellenvermittler geben kein Diplomvoraussetzung in die Datenbank ein, da sie potentielle  Bewerber nach vermittlungsrelevanten Berufswünschen und nicht nach Diplomen ermitteln. Auch geht der Arbeitgeber unter Umständen davon aus, dass die Stellenbezeichnung als solche die Diplom­voraussetzung ohnehin schon impliziert (Bsp. Krankenpfleger/in, Direktionssekretär/in, Sozialassistent/in, …). Daher liegt sowohl 2019 wie auch 2020 für 65% der Stellen keine Information zur gefragten Ausbildung vor. Das bedeutet jedoch nicht, dass für all diese Stellen unqualifiziertes Personal gesucht wird. In manchen Fällen möchte sich der Arbeitgeber auch nicht unbedingt im Vorfeld auf ein bestimmtes Diplom festlegen, da er z.B. eine entsprechende Berufserfahrung als gleichwertig erachtet.    

Das bedeutet, dass unter die Rubrik „keine Angabe“ sowohl Stellenangebote für höher qualifiziertes Personal fallen (z.B. Lehrer, administrative Angestellte, Sekretär/in, Sozialarbeiter…), als auch Angebote in Berufen, die in der Regel kein Diplom voraussetzen (Arbeiter/in, Hilfsarbeiter/in, Raumpfleger/in, Kellner/in, Verkäufer/in, LKW-Fahrer/in, …).

Bei den verbleibenden Stellenangeboten mit expliziter Diplomanforderung steht dann die Hochschulausbildung an erster Stelle der gefragten Diplome. Insgesamt ist es jedoch - aufgrund der hohen Anzahl von Angeboten ohne explizite Diplomanforderung - kaum möglich, auf dieser Basis eine verbindliche Aussage zu den auf dem Arbeitsmarkt gefragten Qualifikationen zu machen.

Einen weiteren Hinweis zu den Anforderungen der Arbeitgeber liefert jedoch die Auswertung der erfolgten Stellenbesetzungen nach Diplomniveau der Person (s.u.). Demnach wurden 2020 21% der beim Arbeitsamt erfassten (und besetzten) Stellen mit Hochschul- oder Universitätsabsolventen, 49% mit Personen mit Abitur, 5% mit Personen mit abgeschlossener Lehre und 25% mit Niedrigqualifizierten besetzt. Neben den Anforderungen der Arbeitgeber spielt bei dieser Verteilung allerdings auch eine Rolle, ob genügend Kandidaten, die den jeweiligen Diplomanforderungen gerecht werden, auf dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen. Je nach Bewerberangebot ist der Arbeitgeber ggf. bereit, einen Kandidaten mit einer anderen Qualifikation einzustellen als er ursprünglich anvisiert hat.(3)

Verglichen mit dem Durchschnittsprofil der Arbeitslosen (2020 waren 48% niedrig-qualifiziert, 35% hatten eine mittlere Qualifikation und 14% waren hochqualifiziert) sieht man auf jeden Fall, dass eine höhere Qualifikation der Arbeitslosen deren Vermittlungschancen eindeutig verbessern.

Vertragsart

57% der 2020 beim Arbeitsamt aufgegebenen Angebote betrafen unbefristete und 32% befristete Stellen. Bei den übrigen 11% lässt der Arbeitgeber diese Angabe offen. Längerfristig gesehen schwankt diese Verteilung von Jahr zu Jahr um ein paar Prozent, aber es ist keine eindeutige Tendenz hin zu befristeten oder unbefristeten Angeboten festzustellen. Die Besetzungsquote der befristeten Stellen ist fast durchgängig höher als diejenige der unbefristeten Stellen. Über die Hälfte der befristeten Stellen kommt im Übrigen aus dem Unterrichtswesen. Da der Anteil der Stellen im Unterrichtswesen am Gesamtstellenangebot im Corona-Jahr 2020 höher war als in den vorherigen Jahren, steigt auch der Anteil der Teil befristeten Stellen.

Arbeitszeitregelung

34% der 2020 aufgegebenen Angebote betrafen Teilzeitverträge und 56% Vollzeitstellen. Leicht gesunken ist der Anteil der unbestimmten Arbeitszeitregelungen, wo der Arbeitgeber es offen lässt. Bei der Besetzungsquote gab es 2020 kaum Unterschiede zwischen den Arbeitszeitregelungen. In den Jahren zuvor konnten Teilzeitstellen in der Regel deutlich häufiger besetzt werden als Vollzeitstellen. Auch hier kommt gut ein Drittel der Teilzeitstellen aus dem Unterrichtswesen und ein weiteres Viertel aus dem Gesundheits- und Sozialwesen.

Den höchsten Anteil an Teilzeitstellen (gemessen an allen Angeboten des jeweiligen Sektors) weisen die beiden vorgenannten Sektoren, sowie die sonstigen Dienstleistungen (darunter fallen u.a. die Dienstleistungsschecks), der Bereich Kunst, Unterhaltung und Erholung sowie der Horeca-Sektor auf. Im Sekundärsektor werden kaum Teilzeitstellen angeboten.

Sektorielle Verteilung der Angebote

Die meisten Angebote 2020 kamen aus dem Unterrichtswesen (19%), dem Bereich Gesundheit und Soziales (15%) und dem Handel & KFZ (13%). An Gewicht gewonnen haben in diesem Jahr insbesondere die Sektoren, die von der Corona-Krise wenig betroffen waren (Unterrichtswesen, öffentliche Verwaltung). Mit Ausnahme der öffentlichen Verwaltung ist die absolute Zahl der Stellenangebote in allen Sektoren stark rückläufig gewesen. Proportional besonders stark betroffen vom Rückgang waren der Transport- und der Horeca-Sektor.

Die Besetzungsquote war 2020 im Unterrichtswesen mit 70% am höchsten, doch selbst das ist deutlich niedriger als in früheren Jahren (2018 z.B. noch 85%). Relativ deutlich über dem Durchschnittswert von 59% liegen auch die Sektoren Transport und Lagerei (wo es allerdings nur sehr wenige Stellen gab), der Handel und das Verarbeitende Gewerbe (mit jeweils 64%).
Besonders schwierig zu besetzen waren hingegen die Stellen in der öffentlichen Verwaltung (43%), im Horeca-Sektor (49%), im Baugewerbe (52%) und im Bereich Kunst, Unterhaltung und Erholung (53%).

Entwicklung DG Nord – Süd

Betrachtet man die wichtigsten privatwirtschaftlichen Sektoren in der DG, stellt man fest, dass die Zahl der Stellen sowohl im Norden als auch im Süden der DG von 2018 bis 2020 deutlich gesunken ist. Insgesamt ging ihre Zahl 2019 um rund 14% und 2020 nochmals um 28% zurück. Während im Kanton St.Vith der größte Rückgang schon 2019 stattgefunden hat, ist der Einbruch im Norden 2020 deutlich stärker gewesen. Insgesamt machen diese Stellen aus dem Privatsektor rund 35% des Gesamtstellenangebots aus.

Sprachenkenntnisse

In 60% der Angebote werden explizit gute bis sehr gute und in 5% elementare bis mittlere Deutschkenntnisse gefordert. Gute bis sehr gute Französischkenntnisse werden in 33% der Angebote gefragt, und weitere 6% setzen elementare bis mittlere Französischkenntnisse voraus. In rund 62% der Angebote werden hingegen nicht explizit Französischkenntnisse und in 35% keine Deutschkenntnisse gefordert. Hier kann allerdings nicht unterschieden werden, ob tatsächlich keine Sprachanforderungen gestellt werden oder ob die Angaben nicht ausgefüllt wurden. In 31% der Angebote werden gute bis sehr gute Deutsch- und Französischkenntnisse gefordert.

Niederländisch- oder Englischkenntnisse werden hingegen eher selten gefragt (rund 4% für Niederländisch bzw. 10% für Englisch). Der Anteil der Angebote, die Englischkenntnisse voraussetzen, ist in den letzten Jahren leicht gestiegen.

Die Anforderungen in den Presseanzeigen sind fast identisch: laut WSR-Auswertung 2020 werden in 40% der Angebote Französischkenntnisse verlangt. Französisch- und Deutschkenntnisse werden in 35% der Angebote vorausgesetzt (hier liegt keine Unterteilung nach Niveau der verlangten Kenntnisse vor). Auch die Nachfrage nach anderen Sprachkenntnissen ist ähnlich hoch wie beim Arbeitsamt (Niederländisch 5%, Englisch 7%, Luxemburgisch 6%), obwohl in der Presse ein deutlich höherer Anteil an Angeboten aus dem Ausland (Luxemburg, Deutschland) zu finden ist.

b) Merkmale der vermittelten Personen

In den letzten Jahren war zu beobachten, dass ein steigender Anteil von Stellenbesetzungen nicht mit eingetragenen Arbeit­suchenden erfolgt, sondern mit anderen Personen (Nicht-Kunden des ADG: Beschäftigte, außerhalb der DG wohnhafte Arbeitsuchende, Wiedereinstei­ger/innen, …). Hierzu zählen auch die vom Arbeitgeber selbst online besetzt gemeldeten Stellen.  

2020 ist die Zahl der Stellen und der Vermittlungen stark zurückgegangen. Der Anteil der bekannten Vermittlungen ist dabei auf 56% gestiegen ist, betrifft aber nur 296 Personen. 2019 waren nur 44% der Vermittlungen einer im Arbeitsamt eingetragenen Person zuzuordnen, das entsprach 359 Personen. Die nachfolgenden Auswertungen zu den Vermittelten beziehen sich nur auf diese bekannten Besetzungen.

Untersucht man, welche Stellen besonders häufig mit „Nicht-Kunden“ besetzt werden (bzw. wo dem Vermittler nicht mitgeteilt wurde, ob ein/e Arbeitsuchende/r eingestellt wurden), so stellt sich heraus, dass der Anteil der unbekannten Personen an den Stellenbesetzungen auf Angebote aus dem Ausland und aus dem Landesinneren verständlicherweise besonders hoch ist (rund 90% im Schnitt der letzten drei Jahre). Im Raum St.Vith hingegen ist der Anteil deutlich niedriger (20% im Schnitt) als für Stellen aus dem Raum Eupen mit rund 64%. Dieser Anteil in Eupen ist in den letzten Jahren deutlich gestiegen.

Geschlecht

2020 entfielen jeweils 50% der Stellenbesetzungen auf Männer und Frauen. Damit ist der Anteil der Männer wieder etwas höher als in den letzten Jahren, als die Frauen eigentlich immer in der Mehrzahl waren. Sie waren damit im Vergleich zu ihrem Anteil an den Arbeitslosen (49% im Jahr 2020) im Allgemeinen überrepräsentiert. 

Alter


Jüngere Personen sind eindeutig überrepräsentiert bei den Stellenbesetzungen: während rund 60% der Stellen mit unter 30jährigen besetzt wurden, stellt diese Altersgruppe nur 28% der Arbeitslosen. Die Besetzung von offenen Stellen mit über 50jährigen (rund 10%) steht in keinem Verhältnis zu ihrem weitaus höheren Anteil an den Arbeitslosen (37%). Dennoch ist der Anteil der über 50jährigen im Laufe der Jahre angestiegen, 2008 lag er noch bei 3%.

Qualifikation
 

 

Niedrigqualifizierte stellen einen wesentlich geringeren Anteil an den Vermittelten als an den Arbeitslosen insgesamt. Umgekehrt werden wesentlich mehr Hochqualifizierte und Per­sonen mit Abitur­­abschluss eingestellt, als ihr Anteil an den Arbeitslosen  beträgt. Diese haben also wie erwartet deutliche Vermittlungs­vorteile. Personen mit unbekannter/sonstiger Qualifikation wurden hier ausgeklammert. Außerdem muss man beachten, dass Personen, die sowohl ein Abiturdiplom als auch einen Lehrabschluss haben, unter der Rubrik „Abitur“ gezählt werden. Der Anteil der Personen mit Lehrabschluss ist also unterschätzt.

Wohnort und Mobilität

Wie auch in den Vorjahren wurden insgesamt mehr Personen aus dem Kanton St.Vith auf eine der mitgeteilten Stellen vermittelt als Personen, die im Raum Eupen wohnhaft waren: 63% aller Vermittelten (mit bekanntem Wohnort) wohnten im Süden der DG, während nur 28% im Norden der DG wohnhaft waren. Allerdings werden auf Stellen aus dem Raum Eupen wesentlich mehr Personen mit unbekanntem Wohnort eingestellt als im Süden (Nicht-Kunden), worunter sich sicherlich auch noch viele Einwohner des Kantons Eupen befinden. Rund 8% der bekannten Vermittelten wohnten in der Wallonie.

Unter den bekannten Vermittlungen werden mehr Arbeitsuchende aus dem Süden der DG auf Stellen im Kanton Eupen vermittelt als umgekehrt. Allerdings liegen für die Stellenbesetzungen im Süden deutlich häufiger überhaupt Angaben vor als im Norden, was das Bild möglicherweise verzerrt. Die hohe Zahl Stellenbesetzungen mit unbekannten Personen erlaubt leider keine sehr aussagekräftige Auswertung mehr in Sachen Mobilität der Arbeitsuchenden.

Nationalität

86% der bekannten Vermittlungen entfielen 2020 auf Belgier. Ca. 5% entfielen auf deutsche Staatsbürger, 3% auf andere EU-Bürger und 6% auf Nicht-EU-Bürger. Damit sind die Belgier deutlich überrepräsentiert gemessen an ihrem Anteil an den Arbeitslosen (65%), während die Deutschen mit 14% und die Nicht-EU-Bürger mit 17% aller Arbeitslosen - unterrepräsentiert sind. Dennoch ist der Vermittlungsanteil der Nicht-EU-Bürger in den letzten Jahren etwas angestiegen, lag er vor 2016 noch um die 2%.

c) Dauer der Stellenbesetzung

Die durchschnittliche Dauer, die bis zur Besetzung einer Stelle verstreicht, belief sich 2020 im Schnitt auf 44 Tage. Dieser Wert ist seit einigen Jahren sehr konstant. Bei der Berechnung werden die Stellen, die nicht besetzt werden konnten, nicht berück­sichtigt. Auch die Stellen, die mit unbekannten Per­sonen besetzt oder annulliert wurden, werden bei der Berechnung der Dauer nicht berücksichtigt. Daher beziehen sich die Daten auf relativ wenige Besetzungen (rund 300 in 2020 und etwa 350 in 2019) und müssen daher mit Vorsicht interpretiert werden.

Stellen aus der DG werden deutlich schneller besetzt (ca. 43 Tage in Eupen und 45 in St.Vith) als diejenigen aus dem Landesinnern oder dem Ausland, wobei für Letztere nur für wenige Besetzungen diese Information bekannt ist.

Der Anteil der schnell besetzten Stellen, für den wir als Indikator den Prozentsatz der Stellen, die innerhalb von 2 Monaten besetzt werden konnten, heranziehen, beträgt 81% in 2020 (2018 76% und 2019 80%). Allerdings liegt der Anteil der Stellen, für die keine zuverlässige Angabe zur Dauer der Besetzung vorliegt (Besetzung mit unbekannter Person oder ohne genaue Angaben) bei 43% insgesamt; d.h. die Angaben zur Besetzungsdauer 2020 beziehen sich auf nur rund 300 Stellen insgesamt.

Während einerseits der Anteil der Stellen, die nicht besetzt werden können, im Laufe der Jahre angestiegen ist, ist auf der Anteil der schnell besetzten Stellen seit 2018 wieder etwas angestiegen; d.h. wenn eine Stelle besetzt werden konnte, dann zumeist innerhalb recht schneller Zeit. Den höchsten Anteil an Stellen, die innerhalb von 2 Monaten (mit eingetragenen Arbeitsuchenden) besetzt werden konnten (insofern sie besetzt wurden), ist 2020 mit 96% bzw. 90 und 89% in den Dienstleistungen für Unternehmen, im Unterrichtswesen und im Verarbeitenden Gewerbe zu beobachten. Den Sektor Kunst, Unterhaltung und Erholung lassen wir außen vor, da es sich nur um 2 Besetzungen handelt. Überdurchschnittlich lange Laufzeiten hatten 2020 hingegen Stellen im Bereich personenbezogene Dienstleistungen (nur 58% schnell besetzt), die öffentlichen Verwaltung (62%) und das Baugewerbe (68%).

d) Einschaltungsgrad

Um eine Idee zu bekommen, wie hoch der Einschaltungsgrad des Arbeitsamtes bei der Stellensuche durch die hiesigen Betriebe ist, vergleichen wir die Anzahl der Betriebe aus der DG, die beim Arbeitsamt eine (oder mehrere) Stelle(n) aufgegeben haben, mit der Anzahl der Betriebe, die in der ONSS-Statistik geführt werden. Denn leider liegen keine Angaben dazu vor, wie viele Stellen die Betriebe insgesamt im Laufe eines Jahres neu besetzen.
Ebenso vergleichen wir die Anzahl der aufgegebenen Stellen pro Jahr mit der Anzahl der Arbeitsplätze im jeweiligen Sektor, um eine ungefähre Idee zu bekommen, in welchen Sektoren häufiger oder weniger häufig über das Arbeitsamt rekrutiert wird.  Natürlich dürfte dieser Anteil in den Sektoren, in denen eine stärkere Rotation herrscht als in anderen, höher liegen. Auch das Unterrichtswesen nimmt eine Sonderstellung ein. Darüber hinaus ist zu bemerken, dass die NACE-Zuordnung (Klassierung der Gewerbezweige) der Betriebe in CompAss nicht zu 100% übereinstimmt mit derjenigen in der ONSS-Statistik.

Dieser Vergleich zeigt, dass 2020 etwa 15,1% der Betriebe in der DG das Arbeitsamt bei der Stellensuche eingeschaltet haben. Diese Zahl lag 2019 bei 16,5% und 2018 bei 17,2% und ist damit leicht gesunken. Die Zahl der Betriebe ist in dieser Zeit allerdings nicht so stark gesunken wie die Zahl der mitgeteilten Stellen.

Längerfristig gesehen ist der Einschaltungsgrad zwischen 2013 und 2017 gestiegen,  seitdem aber wieder etwas rückläufig. Die Steigerung betrifft den Kanton Eupen etwas stärker und seit 2015 ist die Einschaltung im Norden der DG etwas höher als im Süden.

Eine hohe Einschaltung hinsichtlich der Anzahl Betriebe erreicht das Arbeitsamt im Unterrichtswesen, mit Abstand gefolgt vom Gesundheits- und Sozialsektor, den öffentlichen Verwaltungen und dem Verarbeitenden Gewerbe. Eine eher geringe Einschaltung wird im Transportsektor, im Handel sowie bei den Dienstleistungen für Unternehmen und den personenbezogenen Dienstleistungen erreicht.

Gemessen an den vorhandenen Arbeitsplätzen in den einzelnen Branchen werden proportional die meisten Stellen ausgeschrieben im Horeca-Sektor und im Unterrichtswesen, wobei es sich bei letzterem hauptsächlich um befristete Ersatzverträge handelt. Auch bei den personenbezogenen Dienstleistungen gibt es vergleichsweise viele Stellenangebote. Besonders wenig Stellenangebote gibt es im Transportsektor, gefolgt vom Verarbeitenden Gewerbe.


(1) Seit 2019 gibt es BVA nur noch im Unterrichtswesen. Die anderen BVA-Stellen wurden in reguläre Stellen umgewandelt, die über die AktiF- und AktiF-PLUS-Bezuschussung gefördert werden.

(2) Stellen, die aus Kandidatenmangel zurückgezogen werden, werden wie nicht besetzte (offene) Stellen betrachtet und nicht als annulliert.

(3) Auch bei den Besetzungszahlen wird die Aussagekraft durch eine Dunkelziffer beeinträchtigt: für rund 45% der Vermittelten liegen uns keine Information zum Ausbildungsniveau vor. Diese  Zahl  wurde hier rausgerechnet. Diese Dunkelziffer ist in den letzten Jahren deutlich gestiegen, was auch auf die zunehmende Nutzung des Jobportals zurückzuführen ist. Dadurch gehen Informationen zur Stellenbesetzung verloren.